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 Fanfictions
Grimmy Offline

Oko-sama


Beiträge: 4.982

13.03.2010 17:35
Eine Studie über Abschaum Antworten

Menschen sind eine seltsame Spezies.
Sie haben schnelle Beine und nehmen doch jedes Fettnäpfchen mit. Egal wie stark ihre Arme sind, zwei linke Hände haben sie doch. So schöne, bunt angemalte Lippen, denen die passenden Worte fehlen.
Menschen sind wirklich eine seltsame Spezies.
Mehr Keks als Gehirn.
Kleine Labormäuse, die lieber beieinander sitzen, als den Käse zu suchen.
Sie haben so eine lange Geschichte und nicht gelernt. Sie geben sich so weise und begehen doch immer wieder die gleichen Fehler.
Menschen sind wirklich komisch.
Ziehen einander an um einander aus zuziehen. Sind Gegenpole und doch auf der gleichen Suche.
Menschen sind wirklich, wirklich komisch.
Aber glücklich.
Keks?

die folgene fanfic is nicht von mir! sie ist von einem mitglied von animexx.de



Lektion Eins: Essensgewohnheiten.


Ein genervtes, Würgen ähnliches Geräusch verließ seine Kehle als er aus dem Gebäude trat und den Blick gen Himmel richtete. Er hasste dieses Blau. Diese steten Wolken, die an der Decke festgeklebt zu sein schienen. Er hasste diesen Sonnenschein, der nicht wärmte und nichts bräunte.

Er hasste diesen falschen Himmel noch mehr als die ewige Nacht hier in Hueco Mundo.

Er stützte die Arme auf die Brüstung aus weißem Stein, beobachtete das absolute, leere, sich nicht veränderte Nichts in Las Noches und fluchte leise in sich hinein.

Aizen mit seiner dummen Illusion. Alles was dieses Licht berührte waren seine Augen und Ohren. Blabla. Am Arsch. Der konnte ihn sonst wo.

Er hatte gedacht, wenn er ein Arrancar werden würde, dann würde er stärker werden, könnte jeden besiegen und nichts stände ihm mehr im Weg. Die ewige Suche nach Macht wäre dann vorbei.

Von wegen. Er war stärker, ohja, er war schließlich ein Espada. Aber nicht der erste. Und er war auch nicht Aizen.

Nein, er war der sechste Espada, ein ziemlich gelangweilter sechster Espada, da es niemanden gab, der hier die ganze Sache mal auflockerte, mit ihm kämpfte oder ihn unterhielt.

Genau genommen war sein Leben nun ziemlich fad – Ein bisschen reumutig dachte er daran zurück als er noch ein Adjuchas gewesen war. Grimmjow Jaegerjaquez, was ist nur aus dir geworden?


Er blies die Luft missmutig zwischen den Lippen aus, ließ den Kopf auf seine Hände sinken und flog mit den Augen über die weiße Sandlandschaft, die emporragenden Gebäude hinter denen sich Leben abspielte, das ihn mindestens genauso langweilte.

Die übrigen Arrancar hier schienen seltsamerweise immer etwas zu tun zu haben. War denen nie so langweilig wie ihm? Irgendwie konnte er sich das nur schwerlich erklären.

Erneut suchte sein Blick etwas Spannendes, das es Wert war beobachtet zu werden, doch herumtänzelnde Sandkörner gehörten da eindeutig nicht dazu.

Er rollte mit den Augen, stützte sich von der Brüstung ab und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, ging weiter über den langen Steg zum nächstem Turm, um eine Beschäftigung zu finden.

Ja, außer Aizen zu Befehl zu sein konnte man hier wirklich nicht viel machen – Und Grimmjow hasste es stur Befehle auszuführen. Er war lieber sein eigener Herr.

„Leichter gesagt als getan.“, brummte er als er in den dunklen Turm ging, sich umsah und die Treppe ansteuerte. Aizen hatte ein wirklich bedrückendes Reiatsu. Das wäre glatter Selbstmord sich dagegen auflehnen zu wollen.

Er schritt die Treppe hinab, bahnte sich den Weg durch den Korridor. Die Türen waren verschlossen, hinter einigen spürte er Reiatsuströme, die ihm gewöhnlich und banal vorkamen.

Er strich sich durch das Haar am Hinterkopf, wollte abermals leise Flüche murmeln, als er hinter sich einen amüsierten Ton vernahm. Er wand den Blick langsam über seine Schulter, erblickte Ichimaru Gin und drehte sich gänzlich zu ihm herum. Die Hände in den Hosentaschen vergraben unterband er das sachte Beben seiner Fäuste.

Dieser hinterlistige Fuchs war genauso seltsam wie Aizen. Dieser Blick, dieses ewige Grinsen, das absolut nichts-sagend war. Hatte der ihn wieder beobachtet? Gott, wie er Las Noches verfluchte.

„Du scheinst dich zu langweilen, Grimmjow.“, formten die schmalen Lippen des Shinigami, bevor sie sich wieder zu einem Lächeln verzogen. Und wie der ihn beobachtet hatte. Irgendwann, wenn Aizen mal nicht hinguckte, würde er ihm dafür eine reinwürgen. Ohja.

„Und wenn es so wäre?“ Grimmjow konnte sich bei der Antwort den sarkastischen Unterton nicht verkneifen.

„Die anderen Arrancar sind weitaus geschäftiger als du, nicht wahr? Weißt du woran das liegen könnte?“, die Schnute Gins wandelte sich kurz ins Nachdenkliche, dennoch Lächerliche, als er sich mit dem Finger an die Wange tippte. Die Antwort kannte die fleischgewordene Fuchs-Maske höchstwahrscheinlich sehr gut und –was hatte Grimmjow anderes erwartet?- ließ er den Espada an seinen Gedanken teilhaben: „Ich fürchte, Aizen denkt du seiest zu ungestüm um Aufgaben für ihn zu erledigen. Aufgaben, die außerhalb von Abschlachten und Städte zerstören liegen.“

Grimmjow rollte mit den Augen, presste ein dumpfes: „Schön.“ zwischen den Lippen hervor.

Gin hob lächelnd die Hände, zuckte einmal kurz mit den Schultern, „Ich sehe das ein wenig anders.“

Auch schön. Was nervte der ihn? Immer dieses Gerede um den heißen Brei herum. Was wollte der von ihm?

“Spuck’s schon aus, was du möchtest.“, Grimmjow wand den Blick ein wenig Beiseite. Ignorierend, dass Gin ein leises Seufzen entfuhr. Die nette Tour zog eben nicht bei jedem Espada. Zog die überhaupt bei wem? Bei Gelegenheit sollte Grimmjow das vielleicht mal überdenken.

„Wenn du dich so sehr langweilst, hätte ich einen Auftrag für dich.“, sagte Gin leise, überlegend und anscheinend noch nicht ganz sicher, ob das wirklich eine gute Idee war. Als Grimmjow den Blick allerdings wieder zurück wand und die Brauen interessiert hob, wurde das Lächeln auf dem Gesicht des Shinigamis wieder breiter.

„Ich bräuchte ein paar Dinge aus der materiellen Welt, allerdings mag ich es nicht in einem Gigai in den Städten umherzusuchen. Für einen Arrancar wie dich dürfte das vielleicht verlockender sein?“, Gin hob die Hände erklärend, grinste breit als Grimmjow die Brauen überlegend zusammengezogen hatte.

In der Tat hatte er die materielle Welt bisher wenn dann nur aus der Vogelperspektive gesehen und war nie darin eingetaucht. In die Massen der Menschen, die sogar Notiz von seiner Existenz nehmen könnten. Er hatte nur immer die Lichter der Straßen gesehen, in verschieden bunten Tönen und nicht nur schwarz-weiß wie in Hueco Mundo.

Die Welt der Menschen. Betrachtet aus einem Gigai heraus. Das klang durchaus nach einer Abwechslung.

„Aber ich habe nicht so etwas wie einen Gigai.“, räumte Grimmjow nach seiner Überlegung ein, doch Gins Grinsen zu urteilen, schien das kein Grund zur Sorge zu sein.

„Szayel Aporro würde sich um dieses Problem kümmern. Einen Gigai zu erschaffen der unauffällig zwischen den Menschen agieren kann, ist wohl nicht die Frage. Doch du hast mir nicht geantwortet: Nimmst du das Angebot an?“

Grimmjow hob den Kopf grinsend, dazu die Brauen und wippte kurz auf den Beinen. Seine Haltung verriet alles – er schien auf eine solche Gelegenheit gewartet zu haben.

„Solang ich frei bin mich ein wenig länger in der Menschenwelt aufzuhalten, würde ich es glatt machen.“

Gin faltete die Hände vor dem Körper, nickte, murmelte ein „Gut“ und deutete Grimmjow an ihm zu folgen.



Noch einmal betrachtete Grimmjow sein Gesicht von allen Seiten und Perspektiven in dem großen Glas vor ihm. Er strich sich mit der Hand über die rechte Wange, tippte darauf und nahm seine Mundwinkel zwischen die Finger. Seine gebrochene Hollowmaske, unweigerlich mit ihm verwachsen, fehlte in diesem Austauschkörper. Das einzige Loch das seinen Körper am Bauch noch zierte war ein Bauchnabel und auch sonst fühlte er sich seltsam... menschlich.

Er lehnte sich zurück, betrachtete sein Spiegelbild in groß. Szyael, der dumme Hund, hätte ruhig auf ihn hören können, wenn es darum ging seine Kleidung auszusuchen.

Was sollten diese eng anliegenden, blauen Hosen? Von diesem seltsamen Oberteil wollte er gar nicht erst reden. Das war viel zu beengend, viel zu viel Stoff, wenn man Grimmjow fragte. Aber ihn fragte ja keiner. Wieso auch? Er wurde ja nur geschickt um für Gin in einem „Supermarket“ Kakis, Süßigkeiten und andere seltsame Dinge, von denen er noch nie gehört hatte, zu besorgen.


Grimmjow atmete dunkel aus, wand den Blick von dem Schaufenster, aus dem ihn leblose Puppen anlächelten, ab und sah die Straße hinab. Es war wohl Mittag , die Sonne stand hoch im Zenit und in diesem Körper spürte er sogar die Wärme, die davon ausging.

Die Menschen liefen in Grüppchen auf den gepflasterten, breiten Weg hoch und wieder hinab, ab und an unterbrochen von Menschen auf Drahtgestellen mit zwei Rädern. Vielleicht so etwas wie kleine Autos? Und das obwohl Gin gemeint hatte, auf dieser Straße würden keine solche Fahrzeuge verkehren.

Er ließ eine Hand in seine Hosentasche wandern und kramte den Zettel hervor, den er bekommen hatte. Darauf stand, was er besorgen sollte und wo er es finden würde.

„Zur Not kannst du jemanden fragen.“, hatte Gin ihm gesagt. Als hätte er so was nötig. Tzz. Er war Grimmjow und er würde den Weg instinktiv finden! Außerdem drängte ihn nichts, er hatte Zeit.

„Lass mal sehen.“, Grimmjow wand den Blick die Straße hinab, suchte irgendein großes Schild, das ihm Hinweise gab. Schwer fiel es ihm nicht, Dinge auszumachen. Er schien größer als die meisten Menschen hier in dieser Stadt und mit seinen blauen Haaren auch durchaus auffällig genug, dass Abstand von ihm gehalten wurde.

Genau dieser Abstand erlaubte es ihm auch die Menschen aus der Entfernung heraus beobachten zu können, ihr Verhalten und ihre Gesten miteinander. Im Gegensatz zu den anderen Arrancar, besonders zu den Espada, fand er das alles ziemlich interessant. Er wurde daraus nicht schlau. Wieso diese Menschen so und nicht anders handelten. Ob es nur an den Gefühlen lag, die den Hollows angeblich fehlten? Oder ob ihnen allen, so wie Grimmjow auch, einfach nur langweilig war und sie miteinander versuchten, die trübe Alltäglichkeit in ihrem Dasein auszurotten?

Er entschied sich für die zweite Variante. Gefühle konnten gar nicht so bedeutend sein, dass sie einen komplett einnahmen. Das Vertreiben von Eintönigkeit gehörte für ihn viel mehr zum „vor sich hin leben“.

Zufrieden nickend bestätigte er sich in Gedanken selbst, beobachtete ein junges Mädchen und einen Mann vor sich, die sich an den Händen hielten. Die ganze Zeit. Während sie vor ihm gingen. Wozu wohl? Ob es eine Art Besitzanspruch war? Er wurde einfach nicht schlau aus den seltsamen Gesten dieser Menschen.


Er wand den Blick an die Seite, musterte die Überschriften der Gebäude und schaute sich ein paar Schaufenster an. Er fragte sich wieso eine so große Bibliothek für die Öffentlichkeit zugänglich war und sich manche sogar Bücher daraus erkauften? Oder ein Platz an dem die Menschen saßen und aus weißen Tassen eine braune Brühe tranken und nichts anderes taten als sich zu unterhalten. Wofür waren diese Läden gut, in denen Kleidungsstücke in Massen zum Verkauf angeboten worden?

Ein seltsam penetranter Geruch, süßlich und fruchtig, schwappte zu ihm und er wand den Kopf wieder zurück, sah sich die vorbeiziehende Auswahl an bunten Fläschchen mit noch bunteren Verpackungen an. Eine junge Frau lächelte freundlich und als er an ihr vorbei ging, drückte sie ihm eine kleine Karte entgegen.

Ihr nachblinzelnd stolperte er weiter, las den Schriftzug des Zettels ohne ihn zu verstehen. „Riechen Sie unwiderstehlich. 20 Prozent Rabatt auf alle Parfums! Nur bis zum 15.07.“

Unwiderstehlich riechen? Wer sollte ihm denn widerstehen? Und was war ein Parfum? Hatte das was mit diesem Laden zu tun, aus dem der seltsame Geruch gekommen war?

Diese Menschen. Er wurde einfach nicht schlau aus ihren Handlungen.


Er faltete das Zettelchen, steckte es in seine Hosentasche und blickte nun wieder aufwärts. Weitere seltsame Läden zogen an ihm vorbei, die Innschriften klangen mindestens so exotisch wie ihre Arrancar-Namen und über ihre Inhalte wurde er nicht schlau. Es kam ihm vor, als wäre er den gesamten Weg hinab gewandert, da fand er tatsächlich eine Überschrift die „Supermarket“ beinhaltete. Vor den Türen des solchen sah er auch aufgebahrt Obst und Gemüse liegen. Allerdings sah davon nichts wie Kakis aus – er müsste Wohl oder Übel hineingehen. Er schritt auf die freigelassene Stelle zwischen den Kisten zu, sah aber keinen Türknauf oder eine Klinke zum drücken. Wie sollte er hie...

Er blinzelte ein wenig überrascht, als die Fenster vor ihm sich zur Seite schoben und er hinein gehen konnte. Er sah über die Schulter zurück, doch sie schlossen sich nicht wieder. Erst als er zwei Schritte weiterging, glitten sie lautlos wieder zu.

Ob das eine Art Magie der Menschen war? So etwas wie Kido vielleicht?

Er grinste, ging über den gefliesten Boden weiter in den Laden hinein.

Das würde ihm sicherlich keiner glauben, wenn er in Hueco Mundo war. Dass die Menschen Magie anwenden konnten, dessen Reiatsu man einfach nicht spürte. Kranke Sache.


Bereits am Anfang sah er gestapeltes Gemüse und Obst und begab sich auf die Suche nach den gewünschten Kakis. Unschlüssig stand er vor den ausgebreiteten Früchten. Gin hatte ihm gesagt, man müsste in der Welt der Menschen alles bezahlen. Er hatte auch Geld dabei, doch wer würde ihm das abnehmen? Und wie sollte er all die Kakis in seinen Händen tragen?

Er wand den Blick über die Schulter, beobachtete die Menschen, wie sie ihr Obst und Gemüse mitnahmen. Eine Frau verstaute Äpfel in einer weißen, kleinen Tüte und legte diese in einen Metall-Korb auf Rollen, den sie vor sich herschob.

Grimmjow wand den Kopf nach Links und Rechts, ob er auch so einen Korb oder so eine Tüte bekommen könnte? Er könnte ihr das auch einfach klauen, wenn er schnell genug war, würde sie das wahrscheinlich nicht einmal merken und er hätte ein Problem weniger.

Nur was sollte er mit den Äpfeln machen?

Neben ihm stellte sich eine Frau, die mit spitzen Finger eine weißliche Rolle ergriff und sie auseinander zog. Sie riss das Plastikmaterial an einer Stelle ab und entfaltete eine Tüte.

Ah! Woho! So ging das also.

Als sie ein längliches, grünes Gemüse verpackt hatte, machte sich Grimmjow ebenfalls daran sich eine Tüte zu schnappen. Bei der Frau hatte das einfacher ausgesehen. Die Tüte abzurollen war ja noch leicht und abreisen schaffte er auch noch, doch sie so schwungvoll aufplustern war eher sein Problem. Nach einigen Anläufen seine Finger zu koordinieren schaffte er es die Kakis zu verstauen.

Na das wichtigste war geschafft!


Er besah sich den geknitterten Zettel in seiner Hand und suchte die Süßwarenabteilung auf. Gin wünschte sich Bonbons. Bonbons. Bonbons. Grimmjow zog die Brauen zusammen und krallte eine Hand in sein Haar. Dieser Trottel. Idiot. Hier gab es eine viel zu große Auswahl an Bonbons! Rosafarbene, Gelbe, Grüne, Blaue. Manche sollten nach Erdbeere schmecken, andere nach Kirsch, Quitte oder Toffee. Was auch immer Toffee war!

Grimmjow knirschte kurz mit den Zähnen. Verflucht sei dieser elende Shinigami. Woher sollte er denn jetzt wissen, was er mitbringen sollte? Er kratzte sich kurz am Kopf, sah sich in alle Richtungen hin um und fand aber keinen Hinweis, der ihm hätte weiterhelfen können. Dann ging er am besten nach Farben. Rot und Blau. Für den Anfang. Er würde sie probieren bevor er zurück kehren würde.

Nachdem auch dieser Punkt seiner Liste abgearbeitet war begab er sich auf die Suche nach sogenannter „Coca Cola“. Er durchstreifte die Regalgänge auf der Suche nach diesem Objekt und fand sich nur vor allerhand anderen verstörenden Sachen wieder. Onigiri und Sushi, das in Plastik verpackt war, toter Fisch auf Eis unter einer Glas-Theke, und dünne Heftchen mit Fotografien von Frauen und Männern. Grimmjow verharrte vor den Fotografien, sah sich die abgebildeten Frauen in langen Kleidern an, die schimmerten und glitzerten. Er versuchte sich Halibel darin vorzustellen und scheiterte kläglich. Es schien ihm unmöglich Hueco Mundo und diese Welt in Einklang bringen zu wollen.

Er blätterte durch das Magazin und wunderte sich, wieso die ganzen Frauen von Seite zu Seite immer weniger anhatten. Sowieso; Wieso waren darin kaum Männer abgebildet? Ob das auch wieder so menschlich-speziell war? Dass sie strikt Frauen und Männer trennten? Er konnte sich nicht erklären warum. Frauen hatten Brüste, na und? Was war daran jetzt so besonders? Denn Sinn der Teile hatte er eh nie verstanden, außer vielleicht, dass sie einen im Kampf hinderten. Er würde nicht gern mit so einem Ballast versuchen angreifen zu müssen.


Er legte das Magazin zurück, hob den Kopf wieder um Ausschau nach der Cola zu halten, da schweifte sein Blick zu dem Fernseher in der Ecke des Supermarkts.

Eine kleine Frau in grauer Kleidung stand vor einer Karte auf der Wolken und Sonnen und Tropfen aufgemalt waren. Sie deutete auf einen Bereich und erklärte, dass es in den Abendstunden zu Regen kommen kann. Die Aussichten für die nächsten Tage waren wieder heiter, bis bewölkt.

Regen. Heute Abend? Grimmjow überlegte ob er sich das ansehen wollte. Er wusste nicht wie der Himmel aussah, wenn es regnete.

Grinsend schlug er seine Faust in die hohle Hand, wand den Blick wieder zum Fernseher, der fröhlich weiter vor sich hinflimmerte. Die Frau war verschwunden, stattdessen sah man ein junges Mädchen, das mit einem gespielten Wimpernaufschlag den Mann neben sich fixierte. Er rutschte näher zu ihr, ein fast fanatischer Glanz im Blick und... versuchte sie zu essen? Grimmjow zog die Brauen zusammen und konnte nicht ganz verhindern, dass seine Gesichtszüge entgleisten.

Was taten die da? Wieso drückten die ihre Münder aufeinander? Wollten die sich essen? Tauschten sie irgendwelche Medizin oder Drogen miteinander aus?

Er konnte sich nicht erklären wieso das Mädchen die Arme um den Anderen schlang, wieso sie so ein erfreutes Geräusch von sich gab.

Eine große Schrift wurde eingeblendet, das Mädchen lächelte ihn aus einer anderen Perspektive entgegen. „Cherrylipz. Der Lipbalm für unwiderstehliche Lippen!“.

Schon wieder dieses Wort. Unwiderstehlich. Unwiderstehliche Lippen? Unwiderstehlicher Duft? Sollte das heißen, dass, wenn man unwiderstehlich war, die Menschen auf einen zugingen und versuchten einen aufzuessen? Oder bezweckten die damit etwas anderes?

Seine Gedanken rotierten und er blickte sich um, ob jemand anderes außer ihm diese Situation ebenso seltsam gefunden hatte. War das normal in der menschlichen Welt?


Kopf schüttelnd wand er den Blick von dem Fernseher zu den Magazinen vor ihm.

Ob vielleicht da was drin stand? Zu diesem Sich-Fressen Prozess? Er griff ein Heft das besonderes bunt war und blätterte es auf.

Vielleicht war es wirklich eine Machtübertragung? So wie ein Hollow mehr Kraft erlangt, wenn er einen anderen isst. Oder die Menschen versuchten das nachzuahmen, weil sie dazu nicht in der Lage waren? Aber wozu dann das verzückte Geräusch? Er konnte sich darauf keinen Reim machen.

Leise seufzend blätterte er durch die Zeitung bis ein Foto vor ihm prangte, dass wieder zwei Menschen beim Hollow-Nachahmenden-Sich-Fressen zeigte. In Großaufnahme sah man wie sie die Lippen aufeinander drückten und sich in den Armen hielten. Er war sich nicht sicher ob es wieder ein Mädchen und ein Mann war. Die sahen nach weder noch aus und der eine Mensch erinnerte ihn mit dem Haarschnitt unweigerlich an Ulquiorra. Bei dem war er sich manchmal auch nicht sicher, welchem Geschlecht er eigentlich angehörte.

Ein wenig grinsend hielt er sich die aufgeschlagene Zeitung dichter vor die Nase, betrachtete das Bild, wie sie sich umarten und aneinander drückten, wie sie ihre Münder aufeinander legten und... Hey, Moment, war das da eine Zunge?

Grimmjow zog die Brauen zusammen, schlug das Magazin schnell wieder zu und legte es beiseite. Sich einen Ulquiorra mit der Zunge von Nnoitra vorzustellen war dann doch zuviel des Guten. Nun wollte er nur noch die Cola finden und hier raus.


Die braune Flüssigkeit in der großen Flasche schwappte hin und her als Grimmjow nach dem (seiner Meinung nach viel zu kompliziertem) Bezahlen wieder aus dem Supermarkt ging und alle Besorgungen in einer mitgenommen Tragetasche verstaute.

Er ging ein paar Meter weiter, unschlüssig ob er schon wieder zurück oder noch ein wenig verweilen wollte. Schließlich ließ er sich auf eine Bank am Rande der Straße fallen, beobachtete die Menschen, die an ihm vorbei zogen.

Ihre Leben waren so nichtig, die Dinge, die sie in ihrem Alltag taten so unbedeutend. Vielleicht war das der Grund, wieso sie ihr Dasein mit so vielen unwichtigen Details füllten? Wen interessierte es schon, wie sie rochen, oder was sie zu erzählen hatten, was es für ein Wetter gab oder wen man aß. Es war vollkommen egal für jemanden wie Grimmjow. Alles was er kannte war das Streben nach Macht.

Wofür taten es diese Menschen?

Seufzend zog er den Beutel zu sich, suchte darin nach den gekauften Bonbons. Die blauen sprachen ihn, welch Wunder, am meisten an und so riss er die Tüte auf und genehmigte sich eines davon. Er legte es sich auf die Zunge, klebte es am Gaumen fest und ließ den Kopf zurück sinken, sah gen Himmel.

Die Sonne schien warm hinab, legte sich auf Grimmjows Gesicht und beruhigte ihn innerlich ungemein. Er hätte nie gedacht, dass diese Strahlung solch einen Effekt auf einen menschlichen Körper hatte. Wäre er hier als Arrancar, würde er nichts weiter als dieses strahlende Wetter verfluchen.

Er spielte mit dem Bonbon in seinen Mund, dass ein kaltes Prickeln hinterließ und gleichzeitig süß schmeckte. Nach Farben zu gehen war eben doch manchmal ganz hilfreich. Er grinste ein klein wenig triumphal.


Es dauerte eine Weile bevor er träge wieder seinen Kopf hob, blinzelte und sich umsah, bevor er den Blick erneut gen Himmel richtete. Ein Tropfen fiel ihm auf die Stirn. Hatte er es doch richtig gespürt. Regen; Doch die Sonne schien immer noch, es waren nur wenige Wolken zu sehen.

Neben ihm zersprang ein weiterer Tropfen auf dem Holz der Bank, zu seinem Füßen der nächste. Er beobachtete, wie die Straße langsam ein gesprenkeltes Muster annahm, die grauen Flecken sich dunkler einfärbten und immer mehr, immer schneller kleine Wassertropfen zu Boden fielen.

Er blickte die Straße entlang und sah die Menschen fliehen. Er konnte es sich nicht erklären. Er empfand die Kälte, die durch seine Kleidung drang nicht als unangenehm, eher als kitzelnden Zwiespalt mit der Wärme der Umgebung. Dennoch spannten die Menschen Schirme über ihren Köpfen auf und verkrochen sich unter Vorsprüngen, um nicht nass zu werden.

Grimmjow streckte eine Hand aus, fing den Regen mit der Innenfläche auf.

Die Nässe kroch durch den Stoff der Kleidung, von seinen Haaren perlte das Wasser hinab, über sein Gesicht und den Hals entlang. Es fühlte sich gut an.

„Ich muss jetzt gehen. Tut mir Leid. Ich rufe dich an, ja?“, vor ihm war ein Mädchen mit einem Schirm aus der Tür getreten. Ihr folgte ein Kerl, der sie knapp zwei Köpfe überragte und sich bücken musste, um auch Schutz vor dem Regen zu haben.

„Heute Abend?“ „Ja, heute Abend.“ Grimmjow sah ihnen zu. Er versuchte sich den Rot-Ton auf den Wangen des Mädchens zu erklären. Erfolglos. Ob es an diesem Lächeln von dem Kerl lag?

„Bis dann.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und presste die Lippen auf die des Mannes, nur kurz, einen Sekundenbruchteil, dann löste sie sich und lief mit dem Schirm in der Hand davon.

Ah, sie hatte ihn fressen wollen. Das erklärte das ganze natürlich.

Er sah ein breites Lächeln auf den Zügen des Kerls, der nur zwei Schritte von ihm entfernt stand. Er fuhr sich über den Mund, ein zufriedenes Geräusch machend und dann lachte er leise in den Himmel, dem Regen entgegen.


Machte es die Menschen so glücklich, wenn man versuchte sie zu essen?



„Grimmjow. Grimmjow!“

Blinzelnd erwachte der Espada aus seinem Tagtraum. Er lag auf den Kissen in seinem Raum, den Blick zur Decke gewandt und die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Jemand klopfte an seine Tür, rief seinen Namen.

Schwungvoll kam er auf die Beine, murrte ein „Jaja“ und ging zur Tür, um zu öffnen. Ulquiorra vor ihm ließ die Finger sinken, sah zu dem Espada auf.

„Könntest du aufhören dein konfuses Reiatsu ausströmen zu lassen? Es ist eine Nerven aufreibende Zerstreuung, die mich in meiner Arbeit behindert.“, sagte Ulquiorra tonlos, verstaute seine Hände wieder in den Hosentaschen.

„Jaja. Schon klar. Dein Quartier angrenzend an meines und du ein kleines Sensibelchen, das bei den geringsten Ungewöhnlichkeiten aufschreit. Hab verstanden.“, brummte Grimmjow, stützte sich in den Türrahmen und zog ein gelangweiltes, missbilligendes Gesicht.

„Du weißt, dass deine Provokationen keinen Effekt auf mich erzielen.“ Ulquiorra verzog keine Miene, wand stattdessen nur den Körper beiseite, um zu gehen.

„Is’ klar.“, Grimmjow gähnte demonstrativ, sah Ulquiorra nach, als er sich abwand, um über den Gang zu verschwinden. Das schwarze Haar wippte im Takt der Schritte, fiel ihm in die Stirn.

Grimmjow zog die Brauen zusammen, stützte sich vom Türrahmen ab und trat hinaus.

„Oi! Ulquiorra!“, rief er leicht grinsend und wartete bis der andere Espada sich langsam zu ihm drehte, ihn mit dem selben Gesicht wie immer ansah.

Manchmal fragte sich Grimmjow, ob der Blick einfach Emotionslosigkeit wiederspiegelte oder doch nur die pure, ihn auffressende Langeweile.

„Glaubst du Menschen würden versuchen uns nachzumachen?“, Grimmjow grinste leicht zu ihm, auf den Beinen wippend.

„Sie wissen nicht von unserer Existenz, Grimmjow. Beantwortet das deine Frage?“ Der andere Espada schien sich wieder abwenden zu wollen, da fuhr Grimmjow fort: „Und wenn sie es im Unterbewusstsein wissen und machen?“

Ulquiorra wand sich nicht wieder um, die kurze Schwankung im Reiatsu verstand Grimmjow als Genervtheit.

„Wieso beschäftigst du dich mit so einem Abschaum? Sie sind es nicht wert sich Gedanken zu machen.“ Ulquiorra tat den nächsten Schritt, um sich zu entfernen, Grimmjow ihm langsam nach.

„Aber der ‚Abschaum’“, Grimmjow betonte das Wort besonders schief und schräg, damit Ulquiorra merkte, wie lächerlich dieser Ausdruck war, „macht Dinge, die keinen Sinn ergeben, ihnen aber Spaß machen.“

Ulquiorra wand den hohlen Blick über seine Schulter zu Grimmjow: „Ihre gesamte Existenz ergibt keinen Sinn. Es ist demnach vergebens in ihren Handlungen danach zu suchen.“ Er wand den Oberkörper ebenfalls um, musterte Grimmjow kurz, „Und deine Existenz sollte nicht auf der Suche nach ‚Spaß’ beruhen, Grimmjow.“

Grimmjow zog die Luft ein, ließ ein leises „Tzz“ ertönen und hob den Kopf fragend: „Das heißt also du würdest dich nicht fragen, was es bezwecken soll, wenn sie ihre Lippen so aufeinander drücken?“

Ulquiorras Brauen hoben sich minimal.

„Das nennt man den Mund halten, Grimmjow. Ich weiß, dir dürfte das gänzlich fremd sein, aber soweit ich weiß ist diese Geste unter Menschen durchaus verbreitet.“

Grimmjow knurrte leise, ballte eine Faust und hob sie.

„Tu nicht so blöd, Heulbacke.“, fauchte er, „Ich meine wenn zwei Menschen ihren Mund aufeinander drücken.“

Ulquiorra drehte sich gänzlich herum, trat einen Schritt auf Grimmjow zu, als würde das Gespräch ihn nun doch wieder interessieren.

„Solch banale Sachen beschäftigen dich so stark, dass dein Reiatsu inkontinent wird?“, entgegnete er. Grimmjow hob die Faust erneut, „Ich mach dich gleich inkontinent! Erwidere nicht mit einer Gegenfrage, nur weil du die Antwort auch nicht weißt!“

Ulquiorra nahm erneut einen Schritt auf Grimmjow zu, der angriffslustig knurrte. Das Gesicht des Quarta Espada schien ausdruckslos wie eh und je, der Ton war allerdings ein wenig belehrender: „Solche Gesten müssen ein Ausdruck der Fürsorge sein. Eventuelles einführen von Medizin wäre eine Möglichkeit.“ Für ihn schien die Sache damit erledigt, doch Grimmjow hob einen Finger, grinste breit.

“Falsch!“, entgegnete er energisch, „Die sehen ganz und gar nicht krank aus, wenn sie das machen, also glaub ich dir nicht. Ich glaube, die wollen sich fressen.“

„Mach dich nicht lächerlich.“, Ulquiorras Ton war wieder tonlos, „Sie ziehen keinen Nutzen daraus sich gegenseitig zu essen. So etwas anzunehmen ist abfällig.“

Grimmjow schwang den Finger vor Ulquiorra hin und her. Dieser beobachtete es missbilligend.

„Und wenn es ihnen Spaß macht?“, fragte der Sexta Espada grinsend, dachte Ulquiorra damit in die Enge zu treiben.

„Spaß steht nicht zur Debatte. Versuche nicht sinnlose Dinge verstehen zu wollen, Grimmjow Jaegerjaquez.“

Grimmjow grinste nur breiter, ging einen Schritt auf Ulquiorra zu und hob die Brauen provozierend.

„Und wie es zur Debatte steht. Pisst es dich nicht an, dass der menschliche Abschaum bei Dingen, von denen du keine Ahnung hast, Spaß hat?“, Grimmjows Ton war geheimnisvoll und unterschwellig gewesen. Ulquiorra ignorierte das gekonnt: „Nein.“

Der Sexta Espada ging einen weiteren Schritt auf Ulquiorra zu, beugte sich ein wenig näher: „Nicht? Oder willst du es nur nicht zugeben? Was ist wenn sie davon profitieren? Willst du es dann nicht doch wissen?“

„Nein.“, Ulquiorra verharrte regungslos, sah ihn steif an, wie Grimmjow ihn grinsend musterte, „Es sind Menschen. Wovon sie profitieren ist für uns belanglos. Sie sind Abschaum.“

Der andere Espada nickte verstehend, dennoch amüsiert und sah ihn erwartend an: „Also hättest du auch nichts dagegen, wenn ich es an dir ausprobiere?“

Tatsächlich schaffte er es für einen kurzen Moment Ulquiorra zu überraschen.

„Ausprobieren?“

Grimmjow nickte zustimmend, neigte den Kopf provokant und fuhr fort: „Wenn es dich eh nicht interessiert, was der Effekt davon ist, doch wenigstens die Folge, dass danach mein ‚inkontinentes’ Reiatsu beruhigter ist und dich bei deiner Arbeit nicht mehr belästigt.“

Kurz überlegend hob Ulquiorra die Brauen, atmete leise aus: „Wieso behelligst du damit nicht jemand Anderen?“

Grimmjow lachte kurz auf: „Bei den Anderen hätte ich Angst um mein Gesicht und außerdem hast du ja jetzt viel mehr mit der Sache am Hut als irgendjemand sonst.“

Ulquiorra schloss beim Ausatmen die Augen, als er Grimmjow wieder ansah hörte man nur ein leises: „Wenn es sein muss.“

Er blinzelte einen Moment, da Grimmjow ihn mit seinem Körper gegen die Wand drückte und grinsend sein Kinn zwischen die Finger nahm, auf Ulquiorras Lippen hinabschaute. Der Moment dauerte nicht lang und Ulquiorra hatte keine Mühe unter Grimmjows Armen durchzuschlüpfen und sich, bevor überhaupt irgendetwas passieren würde, in dessen Gemach begab.

Grimmjow sah ihm nach, schüttelte den Kopf und konnte sich nicht erklären wieso Ulquiorra vier Wände diesem Gang bevorzugte. Aizen könnte sie sowieso überall sehen. Scham konnte es wohl eher nicht sein.


Schulterzuckend folgte er dem Quarta Espada in den Raum und schloss die Tür. Regungslos stand Ulquiorra vor den Kissen, sah Grimmjow entgegen, der schnelle Schritte auf ihn zunahm und wieder sein Gesicht fasste. Er sah ihm fest in die Augen, als er sich vorbeugte und die Lippen auf Ulquiorras presste. Sie verharrten so einige Sekunden, sich ansehend, aber nicht bewegend.

Langsam löste Grimmjow die Finger von Ulquiorras Gesicht und ließ schließlich auch von dessen Lippen, sah ihn an und zuckte mit den Schultern.

„Hast du was gespürt?“, fragte er, sich ein wenig zurücklehnend, erntete von Ulquiorra nur ein dumpfes: „Nein.“

Er atmete langgezogen aus, brummte leise und beugte sich wieder ein Stück vor, sah auf Ulquiorras Mund. Er zog die Augenbrauen überlegend zusammen, murrte ein: „Noch mal.“

und erstickte Ulquiorras „Wie bitte?“ als er wieder die Lippen auf die des anderen Mannes legte. Dieses mal ein wenig vorsichtiger, er drückte sich nicht so hart vor und spitze den Mund ein wenig, so wie es das Mädchen letztens gemacht hatte.

Tatsächlich fühlte er nun weitaus sensibler die weiche Haut Ulquiorras und dessen Atem direkt auf seiner Haut; Doch was war daran so besonderes?

Erneut ließ er von ihm ab, musterte ihn überlegend und noch bevor der Quarta Espada zu Wort kommen konnte, wies er ihn an: „Leg deine Arme um mich.“

„Wieso sollte ich?“, Ulquiorras Blick glitt ebenfalls kurz über Grimmjow.

„Weil es dazu gehört. Mach schon. Und sei nicht so steif.“, wurde ihm erwidert.

Natürlich war die Reaktion für den ungeduldigen Sexta Espada viel zu langsam und so legte er seinen Mund wieder auf Ulquiorras, nahm dessen Hände und legte sie sich um den Körper, zog ihn zeitgleich dichter an sich und spürte nun den Effekt, wenn er seine Lippen immer wieder kurz spitze, einen Bruchteil der Sekunde Luft ließ und wieder ansetzte.

Es ergab ein witziges Geräusch, dass Grimmjow grinsen ließ.

So war das also. Er verstand es. Es war einfach eine Sache, die man perfektionieren konnte, indem man sie immer wieder änderte.

Also doch etwas um die Zeit zu vertreiben.


Zufrieden mit sich selbst, grinste er kurz, als er Ulquiorra ansah. Der stand unverändert da, die Hände regungslos um Grimmjow gelegt, die Augen starr auf ihn gerichtet und eindeutig nicht verstehend, was so amüsant daran sein sollte.

„Du musst mitmachen.“, forderte Grimmjow ihn auf, nickte beherzt und löste sich kurz von ihm. Er setzte sich auf die Kissen zu seiner Rechten, nahm Ulquiorras Hand und zog ihn neben sich. „Wieso sollte ich?“, erwiderte Ulquiorra, wand den Blick zur anderen Seite, weg von Grimmjow, der nach wie vor zufrieden vor sich her lächelte.

„Weil du dann den Effekt spürst.“, murmelte er zur Antwort, während er eine Hand auf die Wange des Anderen legte, ihn zwang ihn wieder anzusehen um erneut seine Lippen für sich zu beanspruchen.

Im Gegensatz zu Grimmjow schloss Ulquiorra die Augen nicht. Er beobachtete den Sexta Espada, wie er näher kam und wie er den Mund bewegte. Wild und ungestüm, scharf ein- und ausatmend und erforschend. Dieses elende Kind.

Kurz zuckte Ulquiorra und wich nach hinten weg, als Grimmjow ihn in die Unterlippe biss und ihn beinah zum bluten gebracht hätte.

Er zog die Brauen zusammen, legte zwei Finger auf seine Lippen. „Und was sollte das bedeuten?“, fragte er dunkel. Man hörte wie erbost er war. Grimmjows fröhlicher Ausdruck war dennoch nicht wegzuwaschen und er neigte den Kopf unschuldig.

„Naja, wenn die Menschen sich aufessen wollen, ist es doch nur realistischer, wenn sie sich auch beißen, oder?“, erwiderte er und rutschte wieder dichter an Ulquiorra. Der ließ die Finger wieder sinken, atmete tief ein.

“Ich habe dir bereits gesagt, dass es keinen Sinn ergeben würde, wenn sie vor hätten sich zu essen. Das war also eine vollkommen widersinnige Geste.“, erklärte er, gekonnt ruhig.

Grimmjow zuckte mit den Schultern, beugte sich verschwörerisch vor und schwebte mit den Lippen über Ulquiorras.

„Mir egal. Es macht Spaß.“

Dann nahm er wieder den Mund gefangen, bewegte seinen eigenen so, dass Ulquiorra in einem minimalen Grad erwidern, sogar mitmachen musste. Er schaffte es, die Lippen des anderen aufzuzwingen, drang kurz mit der Zunge vor und leckte ihm schließlich über den Mund, zur Wange hin und lachte dunkel, als Ulquiorra das Gesicht prompt wegdrehte. Mit dem Handrücken wischte er sich über die feuchte Stelle.

„Das reicht.“, sagte er energisch, schob Grimmjow mit einer Hand von sich weg und sah ihn an. Der Sexta Espada stützte den Kopf auf die Hand, lächelte schmal und hob die Brauen erwartend. Doch er sagte nichts. Er kostete gerade den Moment des Sieges aus. Er wusste nicht, was es für ein Sieg es gewesen war, doch er schmeckte ihm fantastisch.

Ulquiorra atmete tief ein, dann erhob er sich von den Kissen und strauchelte. Kurz knickten seine Beine ein, bevor er sich fing und regungslos mit dem Rücken zu Grimmjow stehen blieb.

Was um alles in der Welt?

Hinter sich hörte er ein amüsiertes Pfeifen des Sexta Espada.

„Kein Effekt , hm? Wir profitieren nicht, was? Das sah aber gerade ganz anders aus.“, feixte Grimmjow, lehnte den Kopf lachend zurück und stockte noch im nächsten Moment, als Ulquiorra ihn an der Schulter packte und die gespitzte Hand nur einen Millimeter vor seinem Brustbein stoppte.

Er wusste, dass es die Geste war, mit der Ulquiorra gern seine Gegner zum Finale durchbohrte. Sie mit einem Loch, gleich seines eigenem, tötete. Und es war das eindeutige Signal für Grimmjow jetzt besser den Mund zu halten.

„Es hatte keine Auswirkungen, Grimmjow Jaegerjaquez, Sexta Espada. Ich hoffe du hast mich verstanden.“, sagte Ulquiorra ruhig aber dunkel. Gefasst und zu allem bereit.

Er wartete keine Antwort ab, nahm keine Notiz von Grimmjows Nicken, sondern löste sich stattdessen rasch und schritt durch die Tür auf den Gang um in sein eigenes Quartier zurück zukehren.


Was um alles in der Welt?

Dieser Abschaum.

Quelle Animexx
Autor: monophobie





Nichts ist perfekt auf dieser Welt.
Das mag nach einem Vorurteil klingen, aber es ist die Wahrheit.
Der gewöhnliche Mensch bewundert Perfektion und versucht diese zu erlangen.
Aus welchem Grund sollte jemand die Perfektion erlangen?
Es gibt keinen. Keinen einzigen. Nicht den winzigsten Grund.
Ich verabscheue Perfektion.
Wenn etwas perfekt ist, was bleibt einem dann noch?
Perfektion lässt keinen Raum für Träume, keinen Raum, seine Fähigkeiten und Wissen auszubauen.
               
(c) Kurotsuchi Mayuri (Bleach)

Grimmy Offline

Oko-sama


Beiträge: 4.982

13.03.2010 17:42
#2 RE: Eine Studie über Abschaum Antworten

Lektion Zwei: Warum man tote Tiere verschenkt.

Grimmjow war zufrieden mit sich. Wirklich. Er hatte eine absolut sinnlos wirkende Tat der Menschen erfolgreich analysiert. Es war ein Spiel, ein seltsames, aber durchaus amüsantes. Gleichzeitig schwächte man seinen Gegenüber, auf eine ihm nicht bekannte Art und Weise.

Es war ein Fakt, auch wenn Grimmjow selbst sich nicht stärker gefühlt hatte – aber vielleicht kam das ja, wenn er es öfter und länger tat? Vielleicht könnte er so Ulquiorra um Macht bringen?

Ja, Grimmjow war zufrieden, zu diesen Schlüssen gekommen zu sein. Von ganz alleine. Das Problem war nur, dass es ihm nichts brachte.


Ulquiorra mied ihn seitdem schon drei ganze Tage. Es besser machen erschien da irgendwie unmöglich. Und jemand anderen fragen? Das war noch unmöglicher.

Er konnte sich nur nicht erklären wieso Ulquiorra so abweisend war. Wollte er das nicht noch mal machen? Vielleicht hatte er ja doch Macht verloren und fürchtete nun um seinen Rang als Espada?

„Das ist es!“, Grimmjow schlug sich mit der Faust in die hohle Hand, „Er hat Angst.“. Zufrieden grinste er und lehnte den Kopf zurück. So war das also. Ha! Hatte er ihn doch durchschaut!

Das dumme an der Sache war nun, dass er in einer Zwickmühle steckte. Grimmjow wollte weiter forschen, er wollte wissen, inwieweit es ihn selbst oder den anderen berühren würde. Doch wenn Ulquiorra ihn nicht an sich ließ, hatte er dazu ja keine Chance.

Vielleicht sollte er ihm eine Falle stellen? Er hatte ja felsenfest behauptet, dass menschliche Handlungen für Arrancar bedeutungslos sind, also würde es gegen seine Prinzipien sprechen, wenn er zugeben würde, er hätte Kraft verloren.

„Aber der Trauerkloß findet für alles Ausreden.“, brummte Grimmjow leise in sich hinein, legte den Kopf in den Nacken und hörte ein leises Auflachen zu seiner Linken. Er wand den Kopf und sah Gin im Türrahmen lehnen.

„Schon wieder oder immer noch gelangweilt, Grimmjow?“, fragte der Shinigami ohne auf das missbilligende Gesicht des Espada einzugehen.

Was kam der einfach hier rein? Hatte der ihn wieder beobachtet und zugehört? Apropos beobachten – da fiel ihm ein:

„Oi, Gin. Hast du gespannt?“, Grimmjow lehnte den Kopf wieder vor, sah dem Shinigami zu wie er die Brauen hob und langsam eintrat. Die Schultern und Hände hob er entschuldigend.

„Gerade? Ich bin nur zufällig vorbe...“

„Letztens.“, Grimmjow schnitt ihm das Wort ab, „Als Ulquiorra hier war.“

Gin legte einen Finger auf die Unterlippe als er grinste, tippte daran und wiederholte: „Letztens? Ulquiorra? Vor drei Tagen ungefähr?“

Grimmjow nickte, hob die Brauen amüsiert.

„So etwas würde ich doch nie tun.“, Gin wand den Kopf ein wenig zur Seite, amüsiert lächelte er. Natürlich hatte er. Schlechter Lügner. „Aber ich habe durchaus gemerkt, dass er dir noch mehr als sowieso schon aus dem Weg geht.“

Gins Blick wand sich nach oben, er überlegte gespielt. „Hast du dafür eine Erklärung?“

Grimmjow lachte dunkel auf, überschlug die Beine auf dem niedrigen Tisch vor ihm und hob die Arme unwissend.

„Beinah so als hätte ihn jemand verstört.“, fuhr Gin fort, im überlegenden Ton und Grimmjow nicht ansehend. Dennoch spürte er den fragenden Blick des Espada. „So verstört wie jemand, den man seinen ersten Kuss geraubt hat.“

Grimmjow zog die Stirn kraus, wand sich Gin mehr zu und hob den Kopf mit einer Schnute. „Ersten Kuss geraubt?“, fragte er brummend. Was um alles in der Welt war ein ‚Kuss’?

Gin tippte sich auf die Lippen, das Lächeln wurde unmerklich breiter.

„Eine wirklich seltsame Kleinigkeit. Eigentlich nichts besonderes, oder? Es ist wie sich an den Händen fassen, unbedeutend eigentlich und doch, nur weil es die Lippen sind, machen sich die Leute verrückt deswegen.“

Gin zuckte mit den Schultern.

„Wieso überhaupt auf den Mund beschränken? Es gibt so viele empfindliche Stellen die Effekte erzielen. Diese Menschen.“, Gin wedelte mit der Hand ab, wand Grimmjow den Rücken zu und schien gehen zu wollen.

„Oi! Gin.“, Grimmjow erhob sich im Affekt, sah zu dem Shinigami der verharrte und ihn über die Schulter ansah, „Hast du es schon mal getan?“

Gins Brauen hoben sich minimal als er lächelte, den Kopf ein wenig neigte um zu antworten: „Jemanden geküsst? Natürlich.“

Grimmjow steckte seine Hände in die Hosentasche, grinste ebenfalls.

„Und was ist danach passiert?“

Gin wand den Kopf wieder nach vorn, die Schultern bebten kurz als er leise und dunkel auflachte: „Er wurde unglaublich schwach und konnte sich nicht mehr wehren, war mir zu Befehl, selbst wenn ich es nicht wollte. Wenn ich recht überlege, hat Izuru sich aber auch nie gewehrt. Selbst wenn er es nie zugeben würde, hat er nie etwas dagegen gehabt.“

Er hob die Hand, bevor er langsam das Zimmer von Grimmjow verließ. Ein breites Lächeln auf den Lippen, das mindestens genauso vorahnend war, wie das des Sexta Espada.


Er hatte Ulquiorra also den ersten Kuss geraubt. Und er hatte ihn schwach gemacht. Er hatte sich nicht gewehrt.

Hieß das, er hatte in Wirklichkeit nichts dagegen?

Grinsend fiel Grimmjow wieder zurück auf die Kissen, legte die Beine hoch und schloss die Augen einen Moment.

Ulquiorra wäre ihm vielleicht zu Befehl. Hm.

Er strich sich über das Kinn.

Verlockend. Sehr verlockend.



„Ulquiorra! Hey! Ulquiorra. Bist du da?“, Grimmjow klopfte seit geraumer Zeit an die Tür des Quarta Espada, rüttelte am Knauf, doch es bewegte sich nichts. Er legte das Ohr an, lauschte, hörte nichts und knurrte dennoch leise, weil er zwar schwach, aber eindeutig Ulquiorras Reiatsu spürte, „Oi! Quiorra!“

„Es heißt Ulquiorra.“, antwortete von drinnen leise die Stimme des anderen Espada. Monoton und gelangweilt.

„Hey, was lässt du mich hier warten? Mach auf!“, protestierte Grimmjow, klopfte erneut mit der Faust und wartete. Es dauerte eine kurze Weile bis Ulquiorra antwortete, immer noch dunkel durch die Tür: „Nenne mir einen guten Grund.“

Grimmjow musste grinsen, rief: „Weil du dich langweilst?“

„Ich arbeite.“, wurde ihm prompt erwidert.

„Das eine schließt das andere nicht aus.“

War da ein Seufzen zu hören? „Du solltest gehen, Grimmjow.“

„Lass mich erst rein, dann gehe ich.“

Er konnte hören wie Ulquiorras Stimme näher kam, leise Schritte.

„Grimmjow, gehe jetzt. Ich habe keine Zeit für deine Spiele.“

Grimmjow atmete tief, strich sich durch das Haar und murmelte ein: „Herrje.“ Bevor er erwiderte: „Dann solltest du sie dir nehmen. Na, was ist? Möchtest du keine Revanche?“

Ulquiorra war vor der Tür stehen geblieben, sprach direkt dadurch: „Revanche? Wofür?“

Grimmjow malte kleine Kreise in der Luft, grinste und murmelte: „Nun, letztens habe ich gewonnen. Du könntest ja versuchen einen Ausgleich zu schaffen?“

Amüsiert vernahm er ein leises Klacken, die Tür vor ihm öffnete sich und Ulquiorra sah ihn an.

„Ich habe nicht verloren.“, sagte er dunkel und ruhig. Grimmjow lächelte daraufhin nur: „Das sehe ich anders. Weißt du,“, er lehnte sich in den Türrahmen, hob die Brauen, „das Spiel nennt sich küssen und letztens war eindeutig ich der Stärkere.“

Ulquiorra musterte ihn, „Wie kommst du zu diesem Schluss?“

Grimmjow hob einen Finger, deutete dann auf Ulquiorra, „Der Stärkere in diesem Spiel ist der, der aktiver ist. Da eindeutig alle Aktionen von mir ausgingen, hab ich dich geschwächt. Ich habe gewonnen.“ Er lächelte triumphal, da spürte er wie Ulquiorra den Kragen seiner Jacke fasste, ihn zu sich herunterzog und ihm die Lippen auflegte. Genauso wie Grimmjow es getan hatte, bewegte er sie, allerdings härter und unbarmherziger, öffnete den Mund und biss ihm fest auf die Unterlippe. Im gleichen Moment als er die Kleidung wieder losließ, entfernte er sich auch von den Lippen.

Ulquiorra sah ihn von unten an, ausdruckslos, aber durchaus innerlich triumphierend.

„Du bist schwach, Grimmjow.“, sagte er dunkel, steckte die Hände wieder in die Hosentasche. Der Sexta Espada blickte ihn einen Moment ratlos an, überrascht vielleicht sogar, bevor das verschwundene Lächeln sich wieder auf sein Gesicht zauberte.

„So macht es Spaß!“, lachte er, schritt nach vorn und schlang beide Arme um Ulquiorra, drückte ihn an sich um ihn erneut zu küssen.


Die Tür fiel hinter ihnen zu und Ulquiorra durch das plötzliche Gewicht auf sein Sofa. Grimmjow beugte sich über ihn, rau und dickköpfig im Versuch, die Führung wieder zugewinnen. Er war grob zu den schönen Lippen, die bereitwilliger als vorher im Takt mit einschlugen. Dennoch stemmte Ulquiorra seine Hände gegen die Brust des anderen, drückte ihn herum und rollte vom Sofa auf den Boden, landete unsanft auf Grimmjow, der dunkel nach Luft schnappte. Er gewährte ihm die Atempause nicht, raubte ihm kleine Küsse, bevor er wieder mit den Zähnen an der Lippe des Anderen zog, nur ein kehliges Brummen erntete.

Es entbrannte ein Kampf um die Führung, ein unwirklicher Krieg ohne Waffen. Ulquiorra behauptete sich in der Position auf Grimmjow und doch wurde er immer und immer wieder zurückgestemmt, gedrängt, unsanft wurden die Lippen malträtiert und der schmale Körper von groben Händen versucht zu kontrollieren.


Schließlich wand Grimmjow den Kopf beiseite, atemlos rang er nach Luft, keuchte schwach an Ulquiorras Wange. Sein Körper gab die starre Haltung auf und er ließ es zu, dass Ulquiorras Hände seine im Griff hielten. Er spürte deutlich den Blick des Espada auf sich, der ruhig und ausdruckslos wie immer wirkte. Langsam nur beugte er sich vor und die Stimme war angenehm dunkel: „Gibst du auf?“

Grimmjow knurrte leise. Ein letzter Akt um Kampfgeist zu zeigen. Dennoch verriet er sich als er schluckte, sich mit ihm herum rollte, sodass sie auf der Seite lagen und er ihn ansehen konnte. Er sprach es nicht aus. Er antwortete nicht. Grimmjow beugte sich nur langsam nach vorn, legte ihm ein letztes mal die Lippen auf und zog ihn an sich. Er war plötzlich ungewohnt vorsichtig, ließ dem wund geküssten Mund vom Kampf eine Pause und gab gleichzeitig damit zu, dass er kapitulierte.

Er hatte verloren und doch schmeckte es ganz so, als wäre es ein Sieg gewesen.

Er ließ von Ulquiorra ab, atmete tief ein und sein Kopf blieb auf dessen Arm gelehnt liegen. Der Quarta Espada beobachtete ihn, machte aber keine Anstalten den Moment auflösen zu wollen.


Was war das für ein Spiel, bei dem es weder Gewinner noch Verlierer gab? Was war das für ein Spiel, dass einen schwächte und im nächsten Moment stark wie eine ganze Armee sein ließ? Was war das für ein sinnloses, makaberes Spiel, dass einen abhängig machte und man nicht den geringsten Wunsch verspürte, sich dagegen zu wehren?


Was um alles in der Welt, war das für ein Spiel?

Diese Menschen.



Grimmjow fragte sich ernsthaft, wie sie es bisher geschafft hatten, dass keiner etwas von ihren Machenschaften mitbekommen hatte. Er glaubte, es lag an Ulquiorras Vorsicht, dass er Grimmjow gekonnt solang ignorieren und aus dem Weg gehen konnte, bis keine Gefahr der offensichtlichen Beobachtung gegeben war.

Manchmal fand er das nervig, wenn er sich langweilte aber von Ulquiorras Seite aus nur frostige Ablehnung kam, weil Andere dabei waren. Grimmjow glaubte, dass Ulquiorra nicht wollte, dass jemand merkte, dass sie zusammen in einem Menschen-Spiel um die Wette eiferten. Oder Ulquiorra hatte etwas dagegen, dass jemand mitbekam, wie er verlor.

Grimmjow hob die Hand, zählte an den Fingern ab. Viermal nur, eigentlich gar nicht so schlecht, wenn er bedachte, dass er selbst schon neun mal verloren hatte. Aber die letzten Male fast immer mit Absicht, weil es eh kein verlieren war und weil Ulquiorra dann nicht wie eine beleidigte Leberwurst abdampfte.

Er schloss die Augen langsam, atmete tief ein.

Das war ihm sowieso lieber; Wenn Ulquiorra ruhig war und den Sieg auskostete.

„Grimmjow, bist du da?“, es klopfte an seine Tür und der Espada brummte nur zustimmend.

Gin trat herein, die Hände vor dem Körper verschränkt.

„Bist du beschäftigt?“, fragte er, wohl eher platonisch, da Grimmjow auf seinen Kissen lag, an die Decke starrte und nicht so aussah, als würde er über eine schwere, konfliktträchtige Philosophiefrage nachdenken. „Lust auf einen Ausflug?“, Gin lächelte, hatte einen Zettel in der Hand.

„Ausflug wohin?“, der Espada setzte sich langsam auf, sah hinüber wie Gin ihm den Zettel reichte. „Ich bräuchte wieder einige Dinge. Dir schien es ja das letzte Mal ganz gut gefallen zu haben, oder nicht?“ Grimmjow nahm den Zettel, faltete ihn auseinander. „In der materiellen Welt?“, erwiderte er, betrachtete sich die Liste. Es waren diesmal ein paar Sachen mehr als vorher. Die Erkundungstour würde also weiter reichen. Er nickte Gin zu.

„Bin dabei.“


Er hatte noch nie solch eine Hitze erlebt. Gott sei Dank trug er diesmal ein Oberteil das Ärmellos geschnitten war. Er hätte sonst wohl das Gefühl haben müssen, er würde zerfließen. Ob so ein Austauschkörper schmelzen könnte? Er wollte es gar nicht so genau wissen, fächelte sich besser noch ein wenig mehr Luft zu.

Er war auf der selben Straße wie das letzte Mal, das sah er an den Schildern, doch dort wo die Bank gestanden hatte, war nun ein großer Eingang der grell leuchtete, in irgendwelchen Buchstaben, die er nicht lesen konnte. Grimmjow trat ein wenig näher, besah sich das Schild, auf dem eine Erklärung stand.

„Sommerliches Volksfest.“, las er und linste durch den Eingang über den Platz. Er sah kleine Holzhäuschen, die verschiedene Waren anpriesen und aus denen es gut duftete. Zudem auch irgendwelche Metallgestelle und andere bunt blinkende Sachen, die sich drehten und herumwirbelten und Leute wegkatapultierten und fuhren und...

Grimmjow grinste, zuckte mit den Schultern, sagte sich, dass ein kurzer Blick nicht schaden könnte und ging durch den Eingang hinein.


Sofort nahm ihm die schmackhafte Luft gefangen, er blickte nach links und rechts und wurde dennoch nicht satt an dem Lärm und den Lichtern, von überallher Stimmen und seltsame Musik, die er noch nie vorher gehört hatte. Bei einigen „Fahrgeschäften“ (insofern er die Kanjis richtig entschlüsselt hatte, wurden sie wohl so betitelt) blieb er stehen, besah sich die schreienden Menschen, wie sie erst vor Angst zitterten und anschließend lachend heraustorkelten. Ein Spiel mit der Angst, mit dem Nervenkitzel. Er kannte das Begehren danach sehr gut. Diese Menschen. Es sah alles so harmlos aus bei ihnen.

Den Kopf leicht schüttelnd ging er weiter, ein wenig angezogen von dem süßen, schmackhaften Duft eines Standes, der Tamagoyaki und Sanshoku-Dango verkaufte, weiter und schließlich drang eine laute, penetrante Stimme an sein Ohr.

„Treten sie näher, treten sie näher. Wer ist der stärkste Mann hier? Wer schafft es seine Kraft zu beweisen? Nur noch für diese halbe Stunde winken exklusive Preise!“

Er hörte Jubelrufe und ein lautes, metallisches Klirren. Eine Ansammlung an Menschen schien sich um etwas versammelt zu haben. Auf Zehnspitzen sah er über die Köpfe der Leute, erblickte eine Messlatte die hoch ragte. „Hau den Lukas!“ prangte an der Seite was Grimmjow die Brauen zusammenziehen ließ.

Wer war Lukas und warum sollte man ihn hauen?

„Und wieder ein Herr, der sich behaupten will!“, hörte er den kleinen dicken Mann mit Schnauzer sagen, der neben der Messlatte stand. Hinter ihm ein Berg an Kleinigkeiten und großen leblosen Tieren. Ein Jüngelchen mit aufgebleichtem Haar gab ihm Geld und bekam dafür einen großen Hammer.

Wollte der damit Lukas hauen?

Die Menschen vor Grimmjow pfiffen, jubelten, als der Kerl zum Schlag ausholte und auf die Metallplatte vor ihm schlug. Ah, war Lukas die Bezeichnung hierfür?

Er sah wie sich von unten eine rote Markierung den Weg nach oben bahnte, aber noch bevor sie ganz oben ankam wieder absank. Es kamen Proteste aus der Zuschauermenge, der dicke Mann verkündete es gäbe nur einen „Trostpreis“.

„Gibt es keinen der stark genug ist? Kommen Sie, kommen Sie! Versuchen Sie ihr Glück! Nur 650 Yen! Tolle Preise warten!“

Grimmjow sah dem Geschehen noch eine Weile zu, wie andere Männer (oder Mäuschen, mit den Muskeln konnten das keine echten sein!) sich daran versuchten, doch bei jedem fiel noch vor dem erreichen des höchsten Punktes die Markierung ab. Grimmjow tippte darauf, dass eine Art Sperre eingebaut war, die man mit viel Gewalt durchschlagen müsste.

Er betrachtete seine Hände und fragte sich, ob dieser Austauschkörper kräftig genug wäre, das hinzubekommen? In seinem normalen Körper könnte er die ganze Apparatur klein hacken, doch so? Nun, probieren ging über studieren. Er hatte ja keine rosa Haare und eine Brille.


Er bahnte sich den Weg durch die Menge, trat zu dem Mann vor und zückte das Geld.

„Oh! Ein kräftiger Herr mit blauen Haaren möchte sich versuchen!“, rief der Mann in die Menge, als er Grimmjow den Betrag abnahm und ihm dafür den Hammer reichte. Die umstehenden Leute kicherten hinter vorgehaltener Hand.

Grimmjow warf ihnen einen missbilligenden, knurrigen Blick über die Schulter zu, fühlte das Gewicht des Hammers. Kein Wunder, dass keiner es schaffte, die obere Markierung zu erreichen, das Teil war viel zu leicht.

Nun denn, er würde das beste draus machen! „Ous.“, er nahm den Stiel in beide Hände, führte ihn wie ein Katana über den Kopf und schlug zu. Der Pfeil schnellte nach oben, die Menge folgte mit dem Blick und Jubelrufe brachen aus, als es erst ein lautes Knacken gab und schließlich die Glocke oben angehauen wurde und dumpf schellte. Ob er sie mit mehr Kraft hätte kaputt schlagen können?

Grimmjow wand sich grinsend zu dem Mann um, der mit offenem Mund den Hammer wieder abnahm.

„Nun, ja, wir haben einen Gewinner! Applaus!“, rief er und die Menge klatschte. Na das war doch nun wirklich nicht so schwer gewesen. „Suchen Sie sich hier etwas aus, Herr.“ Er deutete auf den großen Stapel an leblosen, plüschigen Tieren hinter ihm. Grimmjow zog die Stirn kraus, kratzte sich an der Wange. Was sollte er mit einem Haustier, das sich nicht bewegte? Verstand er nicht so ganz.

„Hiroki! Wieso hast du nicht so ein Kuscheltier gewonnen? Ich möchte eins haben!“

Grimmjow sah kurz hinter zu einem Mädchen, das an dem Arm eines Jungen zerrte, der genervt dreinschaute. Waren diese Tiere etwa zum verschenken da? Wofür denn das? War das auch so eine Geste, die man nicht verstehen musste?

Grimmjow sah wieder nach vorn, überlegte kurz, wem er so etwas schenken könnte und deutete auf ein braunes Ding, das am tier-unähnlichsten aussah.

„Ah, Domo-kun*. Hier bitte schön.“, das braune Wesen mit dem weit geöffneten Mund wurde Grimmjow in die Hand gedrückt, der sich daraufhin wieder durch die Massen den Weg zurückbahnte. Ratlose Blicke folgten ihm.


Er schlenderte mit dem „Kuscheltier“ unter dem Arm noch ein wenig weiter über das Volksfest, beobachtete Menschen und genoss den Duft der unzähligen Speisen. Er war sich nur nicht ganz sicher, ob er davon etwas probieren sollte. Vielleicht ein anderes Mal.


Schließlich machte er sich auf die Suche nach dem Supermarkt um alles zu besorgen, was Gin angefordert hatte. Das zweite Mal erschien ihm auch gleich angenehmer und leichter, er blätterte wieder kurz durch die Magazine ohne etwas spannendes zu entdecken. Auf einigen Fotos waren Menschen abgelichtet, die sich küssten. Grimmjow fand das sehr seltsam, warum die unbedingt in der Öffentlichkeit zeigen mussten, mit wem sie spielten? Oder es war eine besondere Art des Sieges oder der Niederlage? Er wusste es nicht so genau.


Als er alle Sachen besorgt hatte und es anfing zu dämmern, überlegte er zurückzugehen, da fiel ihm eine große, beleuchtete Tafel auf, auf der „Alternatives Kino“ stand. Davor hingen Plakate von Menschen mit seltsamen Waffen, Monstern oder Gespenstern. Das letzte betrachtete er länger, neigte den Kopf und amüsierte sich darüber, wie Menschen sich Geister vorstellten.

Ob er mal hineingehen und schauen sollte, ob es darüber eine Art Ausstellung gab?

Grinsend schulterte er seine Sachen und schlenderte hinein, eine Frau an einem Schalter begrüßte ihn: „Guten Tag. Zu welchem Film möchten Sie?“

Film? Oh, man konnte sich hier Filme ansehen? Filme über Geister? Das war ja richtig spannend. Er hatte immer gedacht, Menschen würden keine Gespenster sehen können, aber vielleicht hatte er sich geirrt?

„Den mit Geistern.“, grinste er ihr zu, sie lächelte freundlich. „A Ghost Story? Der Film läuft allerdings schon eine dreiviertel Stunde.” Grimmjow winkte ab: „Macht nichts.“

Sie nickte, stellte ihm eine Karte aus und er bezahlte.

Auf der Karte stand eine Raumzahl und ein Sitzplatz, zwei Nummern, die für Grimmjow absolut keine Rolle spielten. Er wurde eingelassen und steuerte die erst beste Tür an.

Als er in den großen Raum eintrat, strahlte ihn von einer großen Leinwand ein weinendes Mädchen entgegen.

Gott, wo war er denn hier gelandet? Heulten die immer so schrecklich laut und viel?

Die Miene verziehend und auf die Geister wartend, setzte er sich auf einen freien Platz, lehnte sich zurück. Die Frau im Film war blond und hatte auch nicht solche Augen, wie die Mädchen, die er hier auf der Straße gesehen hatte. Deswegen wunderte es ihn nicht, dass sie in einer Sprache plapperte, die Grimmjow nicht verstand. War nervig, aber aushaltbar.

Jetzt begriff er wie Gin sich wohl ungefähr fühlen musste, wenn er auf seinen Dutzend Monitoren die Espada beobachtete.


Er gähnte leise, lehnte sich zurück und fragte sich warum nach einer halben Stunde Film immer noch keine Geister zu sehen waren. Dafür aber immer wieder dieses Mädchen mit Kerl Nummer Eins, der sie ständig anschrie, mit Kerl Nummer Zwei, der irgendwie schleimig wirkte und Kerl Nummer Drei, den sie nicht haben wollte. Nach etlichen Hin und Her und Hin und Her entschied sie sich wohl doch für den Dritten – Und das alles fand er raus ohne ein Wörtchen zu verstehen! Das sprach irgendwie nicht für den Film, oder?

Sie heulte wieder -oder immer noch? Hatte sie je aufgehört?- als sie in seinen Armen lag, lächelte dabei dennoch und schien zufrieden. Weinten die Menschen in etwa immer? Auch wenn sie glücklich waren? Unwillkürlich dachte er dabei an Ulquiorra, der ja auch immer aussah, als würde er gleich heulen, aber sonst die Mimik von einem Kartoffelsack hatte. Er seufzte leise, knackte mit den Halswirbel, als das Mädchen nach beendeter Heulattacke dazu überging, den Kerl zu küssen.

Ha. Leute mit Tendenz zum weinen küssten also mehr? Hatte er sich Ulquiorra doch richtig rausgesucht!

Aber irgendwie, blieb es nicht beim küssen auf den Mund. Grimmjow beobachtete, wie sie sich in ihren Haaren verfingen, sich am Hals und am Schlüsselbein ebenso küssten. Er zog die Brauen zusammen, da die Bilder auf einmal viel zu schnell wechselten und man gar nicht richtig sah, was eigentlich geschah. Er wusste nur, dass sie sich wohl ausgezogen hatten -einen nackten Frauenbusen erkannte er ja immerhin doch noch- und sich überall küssten und ableckten, wo freie Haut war. Der Mann drückte sich über sie, die Körper von der Bettdecke verdeckt und beide seufzten und jauchzten ganz glücklich, flüsterten sich Sachen auf ihrer komischen Sprache zu.

Grimmjow neigte den Kopf nachdenklich, kratzte sich an der Wange. Ob es eine weiterentwickelte Form des Spiels war? Mit mehr Körpereinsatz vielleicht?

Es hatte schließlich ganz so ausgesehen, als ob der Mann sie besiegt hatte, also wäre es doch denkbar nicht war? Und was hatte Gin ihm noch mal gesagt? „Wieso überhaupt auf den Mund beschränken? Es gibt so viele empfindliche Stellen die Effekte erzielen.“

Das sprach alles für Grimmjows Theorie!

Am Ende lag sie kapitulierend in seinen Armen, in einem Bett und leise atmend. Sie wurden ausgeblendet und das Licht wieder angemacht. Mit nachdenklicher Miene nahm Grimmjow den Weg nach draußen.


Mittlerweile war es dunkel, zumindest galt dies für den Himmel, denn die gesamte Straße war beleuchtet und noch lebhaft wie am Tag. Grimmjow richtete seinen Blick hinauf, betrachtete die Sterne und den runden, hellen Mond.

So schön sah es in Hueco Mundo nie aus. Nein. Es gab keine Sterne, die mal heller, mal dunkler leuchteten. Zwischen denen man Striche ziehen und sich die wildesten Skulpturen malen kann. Nein. Der Mond strahlte nie so hell und freundlich.

Er sah wieder die Straße entlang, musste schmunzeln.

Und doch sperrten die Menschen die Dunkelheit weg, verbannten sie und verbargen mit all den bunten Lichtern ihre Angst vor der tiefen Schwärze der Nacht.

Er musste zugeben; Er konnte sie verstehen.

Man wusste nie, was in der Dunkelheit lauerte.



Nachdem er die Sachen bei Gin abgeliefert hatte, brachte er das Kuscheltier in sein eigenes Zimmer und machte sich auf den weg Ulquiorra zu suchen, was allerdings, sobald er aus der Tür trat überflüssig wurde. Mit einer finsteren Miene erschien der Quarta Espada vor ihm. Grimmjow hob die Hand zum Gruß, da schnitt Ulquiorra ihm noch das unausgesprochene Wort ab: „Aizen-sama sucht dich. Komm.“

Und so schnell wie Ulquiorra erschienen war, war er auch schon wieder weg. Grimmjow rollte nur kurz mit den Augen, äffte das „Aizen-sama“ nach bevor auch er sich auf den Weg machte. Keine Minute später kam er in Aizens selbsternannten „Thronsaal“ (Ehrlich, war das nicht ein bisschen übertrieben?) an und sah auf. Ulquiorra stand in einiger Entfernung an einer Säule zu Grimmjows Rechten, Tousen stand oben neben Aizen. Der Shinigami hatte den Kopf auf die Hand gestützt, sah zu Grimmjow hinab.


„Wir haben dich gesucht, Grimmjow. Dein Reiatsu war nicht auf spürbar. Wo hast du dich aufgehalten?“, Aizens Ton war ruhig wie immer, mit diesem Lächeln, dass Grimmjow ihn am liebsten von der schleimigen Visage geprügelt hätte.

„In der materiellen Welt.“, Grimmjow steckte die Hände in die Hosentaschen. Er spürte Ulquiorras stechenden Blick. Aizen setzte sich gerade hin.

„Was hast du dort zu suchen gehabt?“

War das hier ein Verhör? Musste er sich für was rechtfertigen? Sonst kümmerte sich keine Sau um seine Angelegenheiten, aber war er mal länger als fünf Minuten nicht auffindbar, taten die so, als wäre er ein Prinzeschen, das nicht alleine weg durfte.

„Gin hat mich geschickt.“, brummte Grimmjow, wobei sich Aizens Mimik ein wenig entspannte. Ulquiorras Blick allerdings wurde schärfer, ein wenig missbilligender.

„Rede dich nicht raus, Grimmjow.“, noch bevor Aizen etwas hätte sagen können, war Tousen vorgetreten, beschuldigte den Espada, „Wenn er dich geschickt hätte wüssten wir das.“

Grimmjow lehnte sich knurrend vor: „Schnauze, man. Ist ja nicht mein Problem, wenn er dir nichts gesagt hat. Frag ihn halt selber.“

Er sah wie Tousen noch ein Schritt vor trat, bereit sein Zanpakuto zu ziehen. Grimmjow ging ebenfalls ein Stück nach vorn, knurrte leise und winkelte die Arme zum Angriff an.


„Herrje, herrje. Wartet doch.“, hinter sich hörte er Gins Stimme und augenblicklich verfielen Tousen und Grimmjow in ihre normale Haltung zurück. Der Shinigami trat näher, ging an Grimmjow vorbei und tätschelte ihn dabei kurz den Kopf, was dieser brummend billigte.

Er ging langsam die Treppe hinauf, breitete die Hände entschuldigend aus.

„Ich muss vergessen haben, bescheid zu sagen. Er war wegen mir in der materiellen Welt, es ist richtig was er sagt.“, Gin lächelte zu Aizen, trat neben ihn, „Du entschuldigst den Fauxpas?“ Aizen nickte, winkte ab, „Es war eh nur eine Kleinigkeit. Ulquiorra hat die Aufgabe für dich erledigt.“

Grimmjow sah zu Ulquiorra rüber, der ihn allerdings keines Blickes würdigte und stattdessen zu Aizen hochsah.

„Du solltest dich bei ihm bedanken, Grimmjow. Ihr dürft nun gehen.“, Aizen lächelte ruhig, sah zu Gin, „Mit dir möchte ich noch reden.“

Ulquiorra schlug kurz die Augen nieder, bestätigte mit einem: „Ja, Aizen-sama.“ Und war draußen. Grimmjow sagte nichts, folgte ihm stumm.


Das Tor schloss sich hinter ihnen und der Sexta Espada holte mit großen Schritten zu Ulquiorra auf, sah ihn von der Seite mit hochgezogenen Brauen an. „Daaahnke.“, sagte er gedehnt, die Dankbarkeit ließ im Ton allerdings auf sich warten.

Ulquiorra hatte die Hände in den Hosentaschen, die Augen waren niedergeschlagen. „Ich übernehme gern deine Aufgaben, während du für Ichimaru Gin Schoßhündchen spielst. Das weißt du doch.“, sagte er monoton, ohne aufzusehen.

Grimmjow hob die Brauen, steckte sich den kleinen Finger ins Ohr, „So? Hörte man da Sarkasmus in deinem zarten Stimmchen mitschwingen? Außerdem bin ich nicht sein Schoßhündchen, Heulboje.“

Ulquiorra sah zu ihm rüber, wieder nach vorn und antwortete: „Du führst Befehle äußerst wiederwillig aus, wenn Aizen-sama sie gibt, aber einem kleinen Fisch wie Ichimaru Gin folgst du sofort?“

Grimmjow schnitt ihm eine Grimasse, brummte dunkel: „Wenigstens behandle ich diesen Shinigamidreck nicht wie eine Gottheit. Aizen-sama, tzz. Lächerlich.“

Ulquiorra wand den Blick von Grimmjow weg, die Brauen hoben sich nur minimal: „Besser das, als in die materielle Welt gehen und sich mit dem Abschaum einlassen.“

Grimmjow knurrte, hielt ihn an der Schulter fest, „Jetzt halt aber mal die Backen! Du hast doch gar keine Ahnung, was da abgeht, also red nicht so wichtigtuerisch daher, Weinebaby.“

Ulquiorra pflückte Grimmjows Hand von seiner Schulter, sah zu ihm und hob den Kopf kurz, „Sonst was?“

Der andere knurrte dunkel, packte Ulquiorra an den Schultern und presste ihn an die Wand, drückte ihm einen heftigen Kuss auf.

Keinen Moment später erschütterte ein Zittern die Wand gegenüber als Grimmjow mit einem knackendem Rückgrat und dunkel röchelnd gegen die Wand gefegt wurde. Ulquiorras Hand wanderte langsam wieder zurück in dessen Hosentasche.

„Komm mir noch einmal zu nahe und ich bringe dich um, Abschaum.“, sagte der Quarta Espada ruhig, drehte sich von Grimmjow, der hustend an der Wand lehnte, weg und ging davon. Der zurückgelassene Espada hielt sich den Bauch, knurrte in sich hinein.

„Dieser Mistkerl, verfluchter Scheißtyp.“, murmelte er, während er sich langsam aufrichtete. Er klopfte sich die Kleidung sauber, die Bröckchen, die von der Mauer in seinen Haaren hingen, schüttelte er ab und nahm den Weg zu seinem Quartier. Verdammter Ulquiorra.



Er lag auf seinen Kissen, den Arm über den Augen und vor sich hergrummelnd, fluchend und brummend. Verdammter Ulquiorra. Dumme Heulbacke. Was bildete der sich ein? Er war nicht Gins Schoßhündchen! Was überreagierte der so? Und dass Ulquiorra Aizens Lieblings war, konnte man ja auch nicht übersehen.

Er ließ den Arm sinken, plusterte die Wangen auf und blies die Luft wieder raus. Am Ende würde Aizen Ulquiorra die ganze Zeit für sich beanspruchen und er hätte nie Zeit für Grimmjow.

Er richtete sich auf, knurrte in sich hinein. Dieser Shinigamiarsch. Das würde er nicht zulassen!

„Und du, guck nicht so blöde.“, er verpasste dem Kuscheltier, dass er von seinem heutigen Ausflug hatte und ihn von seinem Tisch aus anschaute, einen Tritt, sodass es an die Wand flog und stumm zu Boden fiel. Das Gesicht zur Decke gerichtet, die Arme nach oben. „Argh! Ich hab gesagt, guck nicht so blöd!“

Grimmjow sprang auf und trat das Kuscheltier ein weiteres Mal durch seinen Raum, schnaufte dunkel. Er lief drei Runden im Kreis, schlug einmal gegen die Wand und war immer noch geladen.

Wieso war er nur so sauer? Nur weil Ulquiorra ihn geschlagen hatte? Oder weil er ihn beleidigt hatte? Weil Ulquiorra Aizen „sama“ nannte und ihn nicht?


Grimmjow hob das Kuscheltier wieder auf, sah es sich an und schnaubte leise.

Dummes Weinebaby. Dabei war an Aizen gar nichts toll. Er hatte eine fiese Visage und schleimige Haare und so eine tolle Augenfarbe wie er oder Ulquiorra erst recht nicht. Im Grunde genommen war er ganz schön langweilig. Saß immer da und grinste und trank Tee und schmiedete Pläne, die Welt ins Chaos zu stürzen und Seireitei zu übernehmen.

Aber ganz ehrlich; Wenn Grimmjow wollte, könnte er das auch!

Er schüttelte das Kuscheltier knurrend.

Nur war sein Reiatsu nicht so eklig gewaltig, wie das von Aizen und er hatte auch kein tolles Zanpakuto, dass andere hypnotisieren konnte. Aber wer brauchte das schon? Dafür wusste Grimmjow wenigstens, wie man küsste! Ha! Aizen wusste das sicher nicht, der Trottel.

Er grinste leicht vor sich her, triumphal, doch schon beim nächsten Geistesblitz entgleisten seine Züge gänzlich.

Und was war, wenn Aizen ihn und Ulquiorra beobachtet hatte und sich nun auch an Ulquiorra probieren wollte? Wenn er auch mit Ulquiorra spielen wollte?

Er schüttelte das Kuscheltier, das ihm beinah aus den Händen gefallen wäre und knurrte: „Das darf ich nicht zulassen!“

Er wand den Blick zum Fenster, notierte, dass es schon Nacht war; Ein Grund, aber noch lange kein Hindernis! Und so verließ er hektisch sein Zimmer und eilte zum Quartier von Ulquiorra.


Vor der Tür verharrte er kurz, atmete tief ein, bevor er langsam und leise versuchte die Klinke herunter zu drücken. Siehe da, die Tür war sogar offen und Grimmjow konnte lautlos in das dunkle Zimmer schlüpfen.

Er blickte sich um, sah Ulquiorra im Bett liegen, den Rücken Grimmjow zugedreht und schlafend.

Schlafend. Schlafen. Moment mal, das war das erste Mal, dass er Ulquiorra so sah!

Er blinzelte kurz. Heilige Scheiße und wenn er ein Morgenmuffel war? Er würde sterben, wenn er ihn jetzt wecken würde, wo er doch heute schon eine gefangen hatte.


Vorsichtig und leise schlich er sich zum Tisch, setzte langsam das Kuscheltier darauf ab.

„Grimmjow Jaegerjaquez, was um alles in der Welt hast du hier zu suchen?“

Grimmjow wand den Blick, auf die Lippen beißend, zu Ulquiorras Silhouette, die ihm immer noch nur die kalte Schulter zeigte.

„Ich bin gar nicht hier, schlaf weiter.“, wisperte Grimmjow, hob die Hände entschuldigend und schlich rückwärts. Ulquiorra drehte sich langsam, richtete sich im Bett auf. Die Decke rutschte zu seiner Hüfte hinab, entblößte den nackten Oberkörper, die dunkle Vier auf der weißen Brust. Er fixierte erst Grimmjow, dann das verzerrt schauende Kuscheltier und hob die Brauen minimal. „Ich erwarte eine Erklärung.“, sagte er beharrlich, richtete den Finger auf Grimmjow. OK, hey. Das war eine unterschwellige Drohung! Jeder wusste, dass Ulquiorra seine Ceros von den Fingerspitzen abfeuerte!

„Ich hab dir etwas mitgebracht.“, erklärte Grimmjow schief lächelnd, deutete auf das ‚Wesen’. Ulquiorra erhob sich langsam aus dem Bett, ging zum Tisch rüber. Grimmjow hätte erwartet, dass er nackt gewesen wäre, aber diese Marotte zum schlafen hatte wohl nur er selbst. Nein, Ulquiorra trug stilvoll halblange Hosen.

Der Quarta Espada nahm das Kuscheltier hoch, besah es sich von allen Seiten.

„Was ist das?“, fragte er dunkel, sah zu Grimmjow rüber.

Der zuckte mit den Schultern, „Ein Kuscheltier. Du kannst es küssen, wenn ich nicht da bin. Oder treten. Je nachdem wonach dir ist.“

Ulquiorra betrachtete das Tier, setzte es wieder ab und erwiderte ein monotones: „Aha.“, bevor er wieder zu seinem Bett ging und die Beine unter die Bettdecke steckte.


Grimmjow neigte den Kopf ein wenig fragend, dann ging er mit großen Schritten ebenfalls zum Bett rüber und setzte sich an den Rand.

„Wer hat dir erlaubt mir zu nah zu kommen?“, fragte Ulquiorra, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, blieb aufrecht sitzen. Grimmjow beugte sich zu ihm, drückte ihm sanft die Lippen auf die Wange. Ulquiorras Augen wanderten zu ihm und er atmete scharf aus.

„Schoßhündchen.“, sagte er leise, woraufhin Grimmjow amüsiert ein: „Selber.“ erwiderte. Ulquiorra rutschte im Bett weiter nach hinten, während Grimmjow sich Sandalen und Socken auszog, die Jacke achtlos zu Boden fallen ließ und zu Ulquiorra unter die Bettdecke kroch. Er schloss ihn langsam und vorsichtig in die Arme, da er sich nach wie vor nicht ganz sicher war, ob Ulquiorra ihn nicht gleich doch durchbohren würde. Der schien allerdings zu müde, sich noch sonderlich zu bewegen oder wehren zu wollen


Grimmjow nahm nur kurz seine Lippen für sich in Anspruch, wanderte über die Wange zum Hals hinab. Er küsste und nippte leicht, so wie er das in dem Film gesehen hatte. Er umstrich Ulquiorras Hollowloch mit einem Finger, küsste auch hier knapp die Haut darüber, was den Anderen zum kurzen Zucken brachte.

Grimmjow sah auf, doch Ulquiorra hatte die Augen geschlossen, schien bereits zu dösen.

Grinsend beugte sich der Sexta Espada wieder hinab, nippte und kostete erneut, umstrich das Loch zwischen den Schlüsselbeinen und registrierte mit Wohlgefallen, dass Ulquiorra eine Gänsehaut bekam.

Er war also doch empfindlich, die kleine Porzellanpuppe.

Schmunzelnd bettete er den Kopf an Ulquiorra, schloss die Augen und schlief mit ihm ein.



2. End

Quelle Animexx
Autor: monophobie





Nichts ist perfekt auf dieser Welt.
Das mag nach einem Vorurteil klingen, aber es ist die Wahrheit.
Der gewöhnliche Mensch bewundert Perfektion und versucht diese zu erlangen.
Aus welchem Grund sollte jemand die Perfektion erlangen?
Es gibt keinen. Keinen einzigen. Nicht den winzigsten Grund.
Ich verabscheue Perfektion.
Wenn etwas perfekt ist, was bleibt einem dann noch?
Perfektion lässt keinen Raum für Träume, keinen Raum, seine Fähigkeiten und Wissen auszubauen.
               
(c) Kurotsuchi Mayuri (Bleach)

Grimmy Offline

Oko-sama


Beiträge: 4.982

13.03.2010 17:43
#3 RE: Eine Studie über Abschaum Antworten

Lektion Drei: Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.


Er streckte die Beine von sich, wackelte mit den Zehen und gähnte dunkel. Als er die Augen langsam öffnete, sah er eine weiße Hüfte vor sich, ein Bauch, der beim Atmen sanft bebte.

Grimmjow blinzelte kurz hoch zu Ulquiorra, der ein paar Blätter Papier in der Hand hatte und etwas aufzuschreiben schien. Neben ihm im Bett saß das Kuscheltier.

Wieder aufgähnend, schmiegte der sechste Espada den Kopf ins Kissen und an die Seite des Anderen, die Finger legte er vor sich auf die Hüfte, wanderte den Bauch entlang und stupste mit dem Zeigefinger in den Nabel.

„Lass das.“, Ulquiorra blickte von den Papieren zu Grimmjow hinab, der aber nur dunkel grummelte und mit dem Finger den Bauchnabel umstrich, „Lass mich. Ich hab so was nicht.“

Ulquiorra sah wieder zu den Schriften, erwiderte dunkel: „Du hast ein großes Loch, da kannst du sogar deine ganze Hand verschwinden lassen.“

„Haha.“, Grimmjow brummte wieder dunkel, beugte sich vor und küsste die Hüfte, legte den Arm um Ulquiorras Unterkörper.

„Woher hast du das Tier?“, Ulquiorra legte die Papiere beiseite, deutete zu dem Kuscheltier neben ihnen.

„Von einem Volksfest in der materiellen Welt. Hab’s gewonnen.“, murmelte Grimmjow, in Versuchung wieder einzuschlafen.

„Gewonnen?“, hakte Ulquiorra nach, „Bei was?“

Grimmjow gähnte: „Hau den Lukas.“

„Du musstest jemanden dafür schlagen?“

Grimmjow schüttelte den Kopf brummend: „Man muss seine Kraft beweisen und da ich eben super toll und mega stark bin, hab ich es gewonnen.“

Ulquiorra sah von Grimmjow, der die Augen wieder geschlossen hatte und sich halb auf die Oberschenkel bettete, zu dem Kuscheltier. „Wie konntest du es mitnehmen?“

„Weiß nich’“, nuschelte der Espada zur Antwort, gähnte warm an den Bauch, „Frag Syazel. Irgendwie geht’s, dass auch solche Sachen oder Menschen oder so nach Hueco Mundo können.“

Ulquiorra lehnte sich langsam zurück, betrachtete Grimmjow eingehend. Eine Hand legte er in dessen Nacken, umrundete den Wirbel an dem sich sein eigenes Hollowloch befand, strich mit spitzen Fingern darüber.

„Die Menschen sind so leichtfertig.“ Ulquiorras Stimme war ruhig, er strich mit den Fingern durch den Ansatz von Grimmjows Haar.

„Natürlich sind sie das.“, Grimmjow gähnte leise, drehte sich ein wenig, um Ulquiorra anzusehen, „Sie sind leichtfertig, naiv und wahrscheinlich sogar ziemlich dumm.“

Ulquiorra hob die Finger kurz, strich über die Knochen der Hollowmaske und neigte den Kopf minimal, atmete dunkel aus.

„Wieso tust du es dann? Wieso versuchst du sie zu verstehen? Wieso tust du die selben Dinge wie sie?“, fragte er leise, besah sich die Weise in der sie hier lagen.

Grimmjow fasste Ulquiorras Hand, führte sie zu seinem Mund und küsste die Innenfläche kurz, legte sie sich an die Wange und schloss die Augen wieder. Leise erwiderte er: „Wieso lässt du es zu?“

Ulquiorra wand den Blick kurz beiseite, dann betrachtete er wieder Grimmjow. Er lehnte sich langsam über ihn, strich die Haare aus der Stirn und küsste ihn darauf, antwortete mit leiser, dunkler Stimme: „Ich glaube, weil du die einzige Person bist, die mich dazu bringt, mich zu erinnern.“

Arme schlangen sich um seinen Nacken und Grimmjow zog ihn hinab, neben sich und bäumte sich über ihm auf. Die Hände neben seine Seiten abgestützt sah er auf Ulquiorra hinab.

„An was erinnern?“, fragte er, betrachtete ihn eingehend, doch Ulquiorra war nicht angehalten zu antworten. Er atmete tief, ruhig, streckte die Hand und fasste Grimmjows Wange.

„Spiel mit mir.“

Der Sexta Espada ließ sich hinab sinken, auf Ulquiorra, fasste die Hände und konnte schon bald nicht mehr sagen, ob ihre Körper, in der Hitze zwischen ihnen, nicht doch verschmolzen waren.



Erinnerst du dich noch?

Erinnerst du dich noch an deine Geburt?


Grimmjow war der älteste Espada, auch einer der ältesten Arrancar überhaupt, die von Aizen mit dem Hogyuko erschaffen worden war. Er hatte es gesehen, so oft, bei so vielen, die Enttäuschungen gewesen waren.

So oft hatte Aizen versucht den Stärksten zu schaffen, den Stärksten aller Arrancar, Espada, der ihm dienen sollte. Grimmjow kannte die Prozedur in- und auswendig. Er hatte gelernt mit einem Blick sagen zu können, welcher neu geborene Arrancar das Prädikat gut erhielt und welcher nicht.

Er wusste es. Es war immer das selbe. Immer und immer wieder und doch fühlte es sich jedes Mal seltsam an, wenn er darüber nachdachte, dass vielleicht der nächste, der aufstehen würde, ihn mit Leichtigkeit töten könnte.

Er wusste um diesen Umstand, jedes Mal.


Erinnerst du dich? Erinnerst du dich noch?

Nein, wie solltest du. Du warst noch nicht geboren, Ulquiorra.


Dabei begann der Tag so normal, so überaus langweilig und stetig, wie alle anderen, als ein Murmeln und Tuscheln durch die Gänge von Las Noches wanderte, schließlich auch Grimmjows Fracción ergriff. Jeder fragte sich, ob es stimmte, ob es tatsächlich sein konnte, der erste; Oder war es nur ein Gerücht?

Ein Vasto Lorde.

Hatte Aizen es tatsächlich geschafft und einen Vasto Lorde dazu gebracht, sich durch das Hogyuko stärken zu lassen? Sich ihm anzuschließen?

Es war zu spät als Grimmjow eintraf.

Er sah nur den versiegenden Dampf, die gebrochenen, glitzernden Splitter, die auf dem Boden verteilt lagen und dazwischen ein neuer Arrancar. Er war schmächtig und klein, hatte ungesunde, weiße Haut und die schwarzen Haare verbargen seinen Blick.

„Nenne uns deinen Namen.“, sagte Aizen, der die Arme ausgebreitet hatte, während Grimmjow langsam eintrat, näher kam.


Erinnerst du dich noch?

Erinnerst du dich noch an deine Geburt, als du zwischen all den Scherben, nackt und von allen beobachtet, dir an die Brust fastest, fühltest?


„Ulquiorra Cifer.“

Aizen lächelte, ließ die Arme sinken und sagte leise, vorahnend: „Willkommen, Kamerad.“


Erinnerst du dich noch an deine Geburt, als du zwischen all den Scherben, nackt und von allen beobachtet, dir an die Brust fastest, fühltest und du tatsächlich einen Herzschlag spürtest?


Grimmjow erinnerte sich noch, wie der neue Arrancar aufsah, als Aizen ihn den Rücken zu wand und es war das erste, vielleicht sogar das einzige Mal, dass er einen Gesichtsausdruck bei Ulquiorra sah, der unendlich traurig war.

Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit und es schien, als hätte er diesen Blick, diese Geste nie verstanden.

Erinnerst du dich noch an deine Geburt, Ulquiorra? Erinnerst du dich an die Kälte, die du fühltest?



„Was tust du da?“

Grimmjow spürte wie sich zwei Hände in sein Haar schoben und Ulquiorra versuchte seinen Kopf zu heben, von seinem Hals wegzubewegen. Erfolglos, Grimmjow hatte sich an der Haut festgesogen und die Lippen wanderten immer wieder knapp vor das Hollowloch. Es brachte Ulquiorra zum zucken, eine Gänsehaut breitete sich bei ihm aus und dieser Umstand verwirrte den Quarta Espada zusehends.

Wahrscheinlich war er es nicht gewohnt, dass sein Körper so reagierte.

„Grimmjow, ich hab dich gefragt, was du da tust.“, wiederholte Ulquiorra, wand den Kopf beiseite und biss sich kurz auf die Zähne. Grimmjow verharrte, sah auf.

„Das ist die Weiterentwicklung des Spiels. Irgendwie gefällt sie mir besser. Dir ja anscheinend auch?“, er lächelte breit, hob die Brauen erwartend. Ulquiorra hielt ihn davon ab, den Kopf wieder zu senken.

„Eine Weiterentwicklung inwiefern?“, fragte er nach, erntete nur ein Brummen: „Mehr Körpereinsatz, eben. Siehst’e doch.“

Grimmjow senkte den Kopf erneut, nippte an der Haut und atmete warm dagegen. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, was passieren würde, wenn er Ulquiorra offenbarte, dass es eine Weiterentwicklung war. Noch im Begriff Grimmjow zu betrachten, notierte er innerlich, dass wenn er gewinnen wollte, er aktiv werden müsste. Wenn er das mit dem ganzen Körper tun dürfte, hätte der zwei Ränge höhere Espada auch kein Problem zu gewinnen.

Grimmjow japste kurz nach Luft als er von zwei Händen unsanft herumgedreht und mit dem Rücken in die Matratze gepresst wurde. Er wollte dagegen anstemmen, hob die Hände bereits zum Kampf bereit, da fuhr ein angenehmer Schauer durch seinen Körper und alle Gedanken der Abwehr verblassten im Rauch.

Blinzelnd sah er zu Ulquiorra hinab, der auf ihm lag, die Haut an seinem Hals mit den Lippen versenkte und großflächig mit dem Finger das Loch in Grimmjows Bauch umstrich. Ein wenig weggetreten, wie in Trance, beobachtete er, wie Ulquiorra Stellen sanft berührte und kostete, die sonst nur harten Schlägen und Tritten ausgeliefert waren.

Er bemerkte die Empfindlichkeit, die auch Ulquiorra hatte spüren müssen, als er sein Hollowloch am Bauch sanft umstrich, die Hose ein wenig hinabzog um es mit den Lippen umrunden zu können.

Er wusste nicht genau, was er da spürte, was Ulquiorra da auslöste, doch es ließ ihn den Atem anhalten, er wollte einfach nur die Augen schließen, sich zurücklehnen und an nichts mehr denken. Nur fühlen, wie warmer Atem sich auf kühle Haut legte, Haarspitzen darüber tanzten, nur Hände, nur ein Mund.

„Grimmjow, was tust du?“

Der Angesprochene blinzelte, wie aus einem Traum erwacht, brummte missmutig und hob den Kopf langsam wieder, um hinab zu Ulquiorra schauen zu können. Der hatte sich ein wenig gelöst, lehnte auf der Seite und betrachtete Grimmjows Unterleib eingehend. Grimmjow selbst wand den Blick ebenfalls zu der Stelle, zog die Brauen zusammen und sein Mund öffnete sich automatisch.

„Was hast du getan?“, fuhr er Ulquiorra an, der nur ein winziges Stück die Augenbrauen hob.

„Ich habe nichts getan.“, erwiderte er ruhig, lehnte sich mehr zurück. Grimmjow setzte sich langsam auf, die Lippe verzogen, betrachtete er die Wölbung im Stoff seiner Hose.

„Was zum Teufel ist das?“ Er wand den Kopf hin und her, bewegte die Beine leicht. Ja, er spürte es. Ja, er wusste, was es war, aber warum machte es so komische Dinge? Warum fühlte er so ein Ziehen und einen unangenehmen Druck im Unterleib?

„Vielleicht bist du krank.“, sagte Ulquiorra sachlich, hatte sich mittlerweile neben Grimmjow gesetzt und betrachtete „es“ aus dieser Perspektive heraus.

„Sag so was nicht.“, Grimmjow zog die Brauen nun doch ein wenig besorgt zusammen. Krank? Wieso?

„Vielleicht hast du dich bei Menschen angesteckt.“

Der Sexta Espada sah zu Ulquiorra, der das anscheinend wirklich für eine Möglichkeit hielt.

„Halts Maul, hab ich nicht.“, knurrte er zurück, lehnte sich wieder in die Kissen, drehte sich auf die Seite und winkelte die Beine leicht an. „Das geht schon gleich wieder vorbei. Hoffe ich.“, murrte er. Ulquiorra beobachtete ihn von oben herab, schloss die Augen kurz und erhob sich schließlich um weiter zu arbeiten.



Bei den Menschen angesteckt. Vielleicht krank. Kranke Menschen. Argh!

Grimmjow stapfte kurz auf, was die Passanten um ihn herum mit Getuschel abtaten. Kopflos ging er durch die Einkaufsmeile, erneut auf der Suche nach Dingen für Gin, doch für sich auf der Suche nach Antworten.

Er wusste nicht, was es gewesen war oder warum es gewesen war, doch es hatte einen ekelhaften Druck in seinem Unterleib hinterlassen und er befürchtete, dass es wieder passieren würde. Es. Wie sollte Grimmjow es nennen? Ein schmerzhaftes Aufrichten seines...

Er hielt sich den Kopf, wollte ihn am liebsten gegen eine Mauer schlagen.

Er konnte nicht aufhören daran zu denken, er wollte wissen, was es war und vor allem, warum es war. Grimmjow fragte sich, ob er in der materiellen Welt Antworten dafür fand. Die Menschen hatten sicherlich öfter solche seltsamen Anwandlungen, sie waren schwächer als er. Wenn eine Krankheit ausbrach, dann doch eher bei solchen Schwächlingen. Nicht bei ihm. Das durfte nicht sein! Ulquiorra durfte ihn nicht für ein Weichei halten!


Er kam allerdings nicht umher, sich im Gemüseregal Fehl am Platz zu fühlen. Er nahm eine Gurke hoch, hielt sie neben eine Banane und verzweifelte völlig als er Zucchini entdeckte. Machten die Menschen das mit Absicht? Wollten sie alle Grimmjow ärgern?

Am liebsten hätte er den ganzen Laden auseinander genommen, jemanden verprügelt und ihn angeschrieen: „Was zur Hölle soll das?“. Ja, das hätte vielleicht Beruhigung gebracht, nur leider keine Antworten. So sehr Grimmjow reden hasste, gerade schien es das einzige zu sein, was ihn weiterbrachte. Vielleicht. Wäre da nicht...

Er schritt zum Zeitschriftenregal und übersprang großzügig die Ecke, die er sich sonst angesehen hatte. Frauen in Kleidern waren eindeutig nicht das, was seine Fragen beantworten könnte. Er bräuchte was männliches, was kräftiges, was... ah, genau, zum Beispiel einen halbnackten, jungen Mann, der mit seinen Muskeln angab.

Grimmjow nahm sich die Zeitschrift, auf dem ihn der Adonis entgegenlächelte, schlug sie auf. Irgendwie war er dennoch enttäuscht, als er die ersten Seiten durchblätterte und man in Großbuchstaben fragte, in wie weit ein Mann beharrt sein durfte und welche Kleidung man jetzt so trug, Haarstylingtipps und ein angezeigtes Training für Muskelaufbau.


Wie sollte ihm das nur helfen?

Obwohl er vielleicht wirklich mal überlegen sollte seine Frisur... doch als er die nächste Seite aufblätterte, waren die Gedanken wie weggewischt. Es waren krakelige Zeichnungen, keine Fotografien – eine Frau, ein Mann; Grimmjows Problem. Dass da aber wie keines aussah.

„Die richtige Vorgehensweise um dein Mädchen zu verführen“ lautete die Überschrift. Ulquiorra war vielleicht kein Mädchen und er wusste auch nicht wozu er ihn verführen sollte, aber er sah dort sein Problem wiedergespiegelt.

Grimmjow sah sich kurz um bevor er die Nase etwas tiefer in den Artikel tauchte.

„Die Ortswahl für ein Date ist entscheidend.“, las er leise und hatte bereits keine Ahnung was ein Date sein sollte und inwiefern das mit einem Ort zusammenhing. Also übersprang er diesen Teil großzügig. Vom richtigen Umgang mit Frauen - er hatte ja gar nicht gewusst, dass man falsch mit ihnen umgehen konnte- bis hin zur richtigen „Verführtechnik“. Insofern Grimmjow das aus den Bildern und der Beschreibung entnommen hatte, handelte es sich hierbei um ein richtiger Einstieg in das Küssen-Spiel-Dings. Die Männer sollten Wert auf Romantik legen, auf ein kuscheliges, einladendes Ambiente, damit sich das Mädchen wohlfühlen und sich nicht schämen müsste.

Grimmjow zog die Stirn kraus. Die Worte waren für ihn Neuland und er wüsste auch nicht, wofür es sich zu schämen gab. Vielleicht waren Frauen immer automatisch die Verlierer und fanden es deswegen peinlich?

Was war er heute aber auch für ein schlauer Fuchs!


Leicht grinsend las er weiter, über erogene Zonen denen man „Aufmerksamkeit schenken“ sollte, was er dann doch zu albern fand. Wieso sollte man Zonen beachten? Hieß es, er durfte es nicht in der Zimmerecke machen, oder wie?

Leicht schüttelte er den Kopf, las weiter darüber wie unauffällig, unterschwellig entkleiden gehen sollte, wieder erogene Zonen, ganz viel Küssen und sich was zuflüstern, langweilig, sinnlos, was sollte das?

„Denk daran, dass das Vorspiel entscheidend ist! Sonst wird sie Schmerzen haben und sich nicht wohlfühlen. Wenn es ihr gefällt, wirst auch du merken, wie wunderbar es gemeinsam sein kann – Diese Glücksmomente wirst du nie vergessen!“

Mo-mo-mo-mentchen mal! Vorspiel? Das was er mit Ulquiorra getan hatte, war gar nicht das richtige Spiel an sich? Wollten die ihn verarschen? Das sagten sie ihm jetzt? Es ging weiter? Es gab mehr? Es gab Glücksmomente, die er nie vergessen würde und das erfuhr er erst jetzt? So eine Sauerei!


Brummend las er weiter, blinzelte und hatte bereits vergessen, was er einen Moment vorher noch gedacht hatte.

Das war das Hauptspiel? Was um... Wie um... Diese... Menschen.

Grimmjow blinzelte verstört, betrachtete das Bild eingehend, las den Text wieder und wieder ohne ihn wirklich zu verstehen, nur bruchteilartig und löchrig setzte sich das Bild in seinem Kopf zusammen. Ein Bild, das er nicht greifen konnte und, das er sich wünschte zusammen mit dem Magazin wieder zurückzulegen.

Doch es funktionierte nicht. Es hatte sich eingebrannt.

Das wahre Spiel der Menschen. Ihr seltsames, komisches Spiel ohne Sinn und Verstand.

Ha, Ulquiorra. Von wegen krank! Angesteckt vielleicht, aber nicht krank!

Grimmjow schluckte kurz, dann hob er die Zeitschrift und las das Wort wieder und wieder. Sex. Seltsames Wort. Es hatte so eine verdammte Ähnlichkeit mit Sexta. Wenn Ulquiorra es tun würde, ob es dann Quart heißen würde?

Er kratzte sich an der Wange, überflog die nächsten Zeilen und stockte kurz als die etwas von „zu verkrampft“ und „nachhelfen“ schrieben. Er konnte sich nicht vorstellen, was sich da verkrampfen sollte, wenn er ... Hey, Moment, meinten die etwa? Nein, das konnte nicht ihr ernst sein! Das war doch absurd! Das, also, na ja, obwohl. Wenn er überlegte, ein bisschen länger nachdachte und sich vorstellte wie Ulquiorra da liegen würde.

Möglich wäre es sicherlich.

Nur was sollte er da nachhelfen? Vielleicht galt das ja auch nur für Frauen? Er hatte sowieso nie verstanden wieso die Untenrum so anders aussahen, aber vielleicht war das Spiel ja die Erklärung dafür? Sicherlich. Das musste es sein!

Nur schien Grimmjow jetzt noch verwirrter als vorher. Müsste er jetzt wo anders nachschauen wie das Spiel mit Männern ging? Gott, das war so kompliziert. Dabei wusste er noch nicht einmal, ob der Aufwand sich überhaupt lohnen würde.


Er seufzte in sich hinein, blätterte in der Zeitschrift weiter ohne Erfolg. Bis zu diesem Punkt war das Spiel ja wirklich amüsant und abwechslungsreich gewesen, aber das nervte irgendwie. Wieso sagte, oder zeigte auch keiner, wie man es anstellen sollte? Blöde Menschen. Das war wie jemanden ein bisschen aufschneiden aber nicht töten.

Er legte die Zeitschrift zurück, überflog die Cover und Überschriften, bevor er zahlen ging.

Das musste sich doch rausfinden lassen, was genau man tun musste und wie sich das auswirkte. Glücksmomente. Das war für Grimmjow ein ziemlich verlockendes Wort, da er weder das eine, noch das andere kannte.

Er wusste nicht was Glück war und er wusste nicht wie sich ein Moment anfühlte.

Alles was er kannte, war eine ziemlich trostlose Ewigkeit.

Selbst wenn er jemals so etwas wie glücklich gewesen war, hatte er es vergessen, einfach vergessen, denn die ewig währende Nacht in Hueco Mundo fraß alles, was übrig war. Was er jemals besessen hatte. Was er vielleicht haben könnte.

Nichts davon überdauerte die Endlosigkeit.

Er wollte den Moment fühlen und glücklich sein.


Grimmjow fürchtete, das war es, was die Menschen Sehnsucht nannten.


Die Plastiktüte mit dem Supermarkteinkauf schleifte fast auf dem Boden als Grimmjow kopflos durch die Menschen schlenderte. Er sah sich um, links, rechts, aber nichts von all diesen Geschäften schien aufschlussreich für sein rauchendes Hirn.

Es war zum verzweifeln. Wenn es die Menschen doch überall machten und es fotografierten und Filme zeigten, wieso gab es dann nichts, das einen darüber aufklärte? Das ergab doch gar keinen Sinn! Blöde Menschen.

Er war die Einkaufsmeile nun zum zweiten mal hinabgewandert und dennoch fühlte er sich keinen Deut schlauer. Vielleicht wäre es auch Zeit, neue Gebiete zu erkunden? Die Straße mit den Autos hatte zwar bisher gefährlich groß ausgesehen, doch als er sich an den Menschen orientierte, die beim aufleuchten eines grünen Männchens über den Weg huschten, folgte er einfach. Orientierungslos und mit dem Strom mitgerissen fand er sich zwischen anderen Geschäften wieder, die doch das gleiche verkauften. Eindeutig kein Erfolg.

Erfolgreich könnte er dafür jedenfalls seine Spionagefähigkeiten werten. Oder sein Gehör war gerade einfach nur sehr stark sensibilisiert.

„Er hatte doch noch nie Sex.“

Grimmjow drehte den Kopf minimal und erblickte aus den Augenwinkeln zwei junge Männer, die miteinander tuschelten. Nicht leise genug für ihn.

„Und deswegen musst du ihm so was schenken? Haben wir nichts besseres für seinen Achtzehnten?“

Der eine wollte jemand anderem Sex schenken? Das hieß, der kannte sich damit aus! Und vielleicht würde er jemanden kaufen, der mit ihm Sex machen würde und so könnte Grimmjow vielleicht den Laden dazu finden und sich informieren. Ha! Er war wirklich ein ausgefuchstes Kerlchen.

„Was kann er sich mehr wünschen? Außerdem ist es eben einfach ein Spaß. Komm erst mal mit, dann zeig ich dir, was ich mir vorgestellt habe.“

Perfekt! Jetzt müssten die beiden Grimmjow nur noch zu dem Laden führen und alles lief wie geschmiert. Manchmal hatte er mehr Glück als Verstand.

Unauffällig jemanden verflogen war für ihn nun auch wirklich nicht schwer. Er würde den Weg zurück zwar nicht mehr finden, aber er konnte dann ja direkt von dort aus wieder nach Las Noches zurückkehren.


Irgendwie waren auf dieser Straße nicht mehr so viele Menschen unterwegs, es gab nur noch wenig Läden und es kam ihm auch alles nicht so sauber vor, wie noch vorhin. Nichts desto trotz war er den beiden Kerlen unauffällig so lang gefolgt, bis die in einen Laden einbogen.

Grimmjows Blick wanderte aufwärts zu einem blau-weiß leuchtendem Schild das blinkend verkündete: „Susis Sex Shop“.

Yatta! Er hatte es geschafft! Er würde sich die Zunge abbeißen, wenn er da drinnen nicht raus bekam, wie das mit Männern funktionierte.

Er ging hinein, langsam, durch die Tür und einen dunklen Vorhang, der anscheinend vor Blicken schützte. Die Fenster waren ebenfalls abgedunkelt.

Wieso nur das? War es eine Schande, sich darüber zu informieren? Wollten die Menschen dabei nicht gesehen werden?

Er zog die Lippen überlegend hoch, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah sich die Regale... Was um alles in der Welt! Wieso war das lila und so riesig?

Grimmjows Züge entglitten ihm vollständig als er die Ware im Regal musterte und eindeutig nicht mehr wusste, was er jetzt genau von den Menschen denken sollte. Wieso machten die solche seltsamen Abbilde in bunten Farben oder Glas? Oh Gott, wofür sollten diese Pumpen gut sein? War das da ein Hintern?

Das war eindeutig nicht das, was er gesucht hatte! Wozu brauchte man den so einen Kram? Zum üben?


Automatisch war er zurückgewichen, den Gang entlang und fand sich schon in der nächsten Abteilung wieder.

Reizwäsche, für sie und ihn prangte auf einer Verpackung und daneben eine lebensgroße Puppe in einem knappen, ledernem Outfit. An einigen Stellen so freigeschnitten, dass Grimmjow sich wirklich fragte, wieso sie dann überhaupt was anhatte.

Menschen waren wirklich komisch, wenn es darum ging, zu spielen.

Er hob den Kopf wieder etwas zuversichtlicher, mied die Kategorie, die „vibrierende“ Dinge enthielt und suchte eher so etwas wie, ah, genau, Filme und Lektüre. Er trat näher, nahm sich eine Hülle für Filme und starrte. Es ratterte in seinem Kopf, es knackte, er schaute schief, blinzelte und spürte nur wie ein Augenlid zuckte.

Nein, also, das war irgendwie, nicht so hübsch. Eine Frau und zwei Männer. Aber wenigstens stimmte die Richtung schon mal. Er wanderte weiter, hielt abstand von Titeln wie „Strip langsam“ oder „Ich sah es kommen; Volume Vier“, prinzipiell von allem was nackte Frauen zeigte und hob eine Schachtel hoch auf der in quietsch bunter Schrift „Independence Gay“ stand. Er verzog die Schnute nachdenklich, als er die Hülle wand und sich die Bilder auf der Rückseite anschaute. Er wusste nicht wirklich, was daran „independent“ oder „gay“ sein sollte, aber die schienen mit Grimmjows Problem recht locker umzugehen. Die waren schließlich irgendwie die ganze Zeit nackt und fassten sich an und küssten und... in den Mund? Er starrte ein wenig fassungslos auf das kleine Bild in der Mitte, schluckte schwer und legte den Film wieder weg. Auch so was wie „The Gay After Tomorrow“ oder „Zucht der Karibik” war irgendwie nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Als ihn aber bei „Cute Boys III“ ein schwarzhaariger Jüngling anschaute, der Ulquiorra nicht allzu unähnlich sah, nahm er doch wieder einen Film in die Hand. Okay, Grimmjow, du schaffst das. Da wird sicherlich nichts lauern, was dich verstören würde.

Er drehte die Hülle, wand den Blick auf die Rückseite.

Ulquiorra würde ihn töten. Auf jeden Fall.



Entgegengesetzt aller Meinungen und Behauptungen, gab es sogar für Grimmjow Tage und Phasen, in denen er seufzend auf seinen Kissen lag und überlegend an die Decke starrte. Das überlegend war hierbei das entscheidende Schlüsselwort.

Es ließ ihm keine Ruhe, es rotierte in seinem Kopf, ohne dass er zu einem Schluss kam. Ohne, dass er überhaupt wusste, wieso es ihn so beschäftigte.

Vielleicht weil er sich nicht vorstellen konnte, dass Ulquiorra das mit sich machen ließ. Oder weil es so absurd war. Oder weil er nicht wusste, ob es tatsächlich glücklich machte.

Wieso wollte er es eigentlich? Nur weil sein Körper überreagiert hatte? Dummer Körper. Das was er bisher mit Ulquiorra gespielt hatte, war ausreichend gewesen. Er brauchte nicht mehr. Jawohl!

Grimmjow streckte den Arm in die Luft.

Er würde Ulquiorra nichts davon erzählen, genau. Das war der Plan. Was er nicht wusste, wollte er auch nicht tun. Und was sie nicht taten, damit musste Grimmjow sich auch nicht beschäftigen. Ha!

Er ballte die Hand zur Faust, wedelte kurz damit.

„Gestikulierst du sogar überschwänglich, wenn du denkst?“

Grimmjow blinzelte, richtete sich langsam auf und sah zu Ulquiorra, der gerade rein gekommen war. Recht leise und unbemerkt, der Teufel.

„Wer hat dir erlaubt dich bei mir reinzuschleichen? Noch nie was von Privatsphäre gehört, Heulboje?“, Grimmjow brummte, deutete mit dem Finger auf den anderen Espada. Es war ihm wohl eigentlich nur peinlich, erwischt worden zu sein.

„Wir haben keine Privatsphäre, falls dir das nicht aufgefallen sein sollte.“, erwiderte Ulquiorra monoton, ging zwei Schritte zu Grimmjow und setzte sich zu neben dessen Füßen auf eines der aufgestapelten Kissen. Der Sexta Espada hockte sich daneben, neigte den Kopf misstrauisch.

“Was machst du überhaupt hier? Ist was los?“, fragte er brummend, die Arme verschränkend.

Ulquiorra sah aus den Augenwinkeln zu ihm, vielleicht ein wenig pikiert, dass Grimmjow ihm unterstellte, nicht ohne Grund herzukommen. Selbst, wenn es der Wahrheit entsprach.

Die Augen kurz schließend und mit einem unterschwellig überheblichem Ton sagte Ulquiorra: „Dein Reiatsu hat nach mir geschrien.“

„Mein Reia...?“, Grimmjow deutete mit dem Finger auf ihn, schnaubte, „Erzähl kein Scheiß. Mein Reiatsu schreit nach gar nichts!“

Ulquiorra sah zu dem Finger, dann in Grimmjows Gesicht. Ein wenig Schadenfreude spielte in seiner Stimme mit: „Du weißt, dass ich mich nie irre, wenn es darum geht ein Reiatsu ausfindig zu machen und es zu deuten.“

Grimmjow wollte bereits erwidern, da fasste Ulquiorra sein Handgelenk, das noch vor ihm schwebte, zog ihn leicht zu sich und küsste die Handinnenfläche, sah zu ihm auf.

„Was gibt es also nun?“, sagte er dunkel, halb in die Haut gemurmelt.

Grimmjows Schultern senkten sich kurz, er rutschte auf den Knien dichter, legte Ulquiorras Gesicht in die Hände und küsste dessen Stirn, zog ihn an sich.

„Nichts eigentlich. Hab eben nur nachgedacht.“, brummte er in den schwarzen Haaransatz, erntete einen ungläubigen Blick.

„Dazu bist du tatsächlich in der Lage?“

„Schnauze, Weinebacke.“ Grimmjow biss ihm kurz auf die Unterlippe, erntete ein „Tzz.“.

Dann sah er Ulquiorra kurz stumm an, lehnte sich an dessen Schulter und wartete, bis ihm durch das Haar gestreichelt wurde.

„Oder bist du besorgt?“, fragte Ulquiorra leise, eine Aussage, die Grimmjow wieder aufsehen ließ.

„Weswegen sollte ich besorgt sein?“

Ulquiorra sah beiseite, aus dem Fenster und entließ Grimmjow aus seinem Griff.

„Ich werde mit Halibel und ihrer Fracción auf unbestimmte Zeit für eine Suche aufbrechen.“, sagte er dunkel, ohne Grimmjow anzusehen, „Hat dir das noch keiner gesagt?“

Der Sexta Espada schüttelte den Kopf, lehnte sich ein wenig zurück und brummte verstehend, ein wenig nachdenklich, bevor er erwiderte: „Unbestimmte Zeit. Und was sucht ihr?“

Ulquiorra verschränkte die Arme. „Aizen-sama wird es uns vor dem Aufbruch der Reise sagen.“

Grimmjow sah zu ihm rüber, wartete, bis Ulquiorra den Blick erwiderte. „Wann brecht ihr auf?“

„Übermorgen.“

Der Sexta Espada streckte die Arme, verschränkte sie hinter dem Kopf und ließ sich in die Kissen zurückfallen. Ulquiorra sah ihm dabei zu, wartete auf Reaktion. Mehr als ein Seufzen folgte allerdings nicht.

„Du wirst schon nicht sterben.“, murmelte Grimmjow, streckte eine Hand nach ihm aus. Ulquiorra ließ sich hinab ziehen, neben den anderen Espada, dessen Hände an seiner Seite entlang wanderte.


Grimmjow behielt recht.

Ulquiorra starb nicht so schnell, er würde nicht sterben. Nicht auf so einer kleinen Mission. Einer simplen Suche, ohne nennenswerte Gegner. Begleitet von starken Arrancar, geschützt durch Aizens Namen. Nein, nein. Ulquiorra war wirklich niemand, der sich so leicht in die Knie zwingen ließ. Wirklich nicht.

Doch Grimmjow hätte nicht damit gerechnet, dass ihm selbst, gerade ihm, diese Stärke fehlte.

Es starb innerlich und er ging in die Knie.

Wie hätte er auch ahnen können, dass ihm plötzlich so langweilig werden würde, ohne Ulquiorra? Ohne das Spiel?

Wie hätte er ahnen können, dass seine Gedanken mit dieser plötzlichen Leere in Las Noches, nur noch um Ulquiorra kreisten? Er wartete auf das kleinste Fünkchen des dunklen, zähen Reiatsu, dass so unverkennbar mit der Visage der kleinen Heulboje zusammen gehörte. Er wartete, Tag ein, Tag aus. Und jede vergangene Nacht lag er ein paar Stunden länger wach und fragte sich, ob wirklich alles in Ordnung war.

Er machte sich tatsächlich das erste Mal Sorgen um jemanden. Was für ein kranker Gedanke.


Mit einem langen Gesicht, das gestützt auf seine Hände war, hörte Grimmjow sich die neusten Neuigkeiten seiner Fracción an. Es langweilte ihn. Irgendwelche tollen, weiblichen, neuen Arrancar. Sollte sich doch Halibel derer annehmen. Was interessierte ihn das?

Es stand doch nun sowieso fest wer die Espada waren. Grimmjow glaubte nicht daran, dass es noch viele, neue Arrancar geben würde, die einen Platz bekommen könnten.

Er ließ den Blick umherschweifen, gähnte leise, wippte kurz mit dem Körper und wanderte mit den Augen erneut umher. Nicht einmal Tiere, die man beobachten konnte, hatten sie hier. Vielleicht sollte er sich auch so einen Hund anlegen wie Yammy. Oder er folgte dem grinsenden Fuchs.

Lächelnd sprang Grimmjow auf, die Blicke seiner ratlosen Fracción folgten ihm.

„Wo gehst du hin, Grimmjow?“, Shawlong sah ihm nach, doch der angesprochene Espada hob nur eine Hand, erwiderte nichts und ging aus der Tür. Ließ sie hinter sich zufallen.

Er sah sich auf dem Flur um, nahm einen kurzen Sprung und kam neben Ichimaru Gin zum stehen. Der Shinigami sah zu Grimmjow: „Heute so stürmisch?“

Grimmjow grinste leicht, steckte die Hände in die Hosentaschen und begleitete Gin eine Weile.

„Nur gelangweilt.“, gab er zu, sah erwartungsvoll mit gehobenen Brauen hinüber. Gin jedoch hob nur die Hände, zuckte kurz mit den Schulter: „Ich habe keine Aufgabe für dich.“ Grimmjow brummte, trat einen imaginären Stein weg. Lächelnd sah Gin zu ihm.

„Bist du sicher, dass es die Langeweile ist, die dich heimsucht?“, fragte er, die Hände in den langen Ärmeln versteckt.

„Klar, was sonst?“

Gin zuckte wieder mit den Schultern: „Nichts nichts.“ Er faltete die Hände vor dem Körper, ging eine Weile stumm neben Grimmjow her, bevor er nachdenklich eine Braue hob.

„Ich hörte Halibel und Ulquiorra hatten einige Schwierigkeiten bei ihrer zu erfüllenden Aufgabe.“, murmelte er leise, erntete einen ungläubigen Blick Grimmjows.

„Wieso? Was? Wer hat das gesagt?“

Gin drehte den Finger vor sich, lächelte, „Eine der Dame aus ihrer Fracción kam wieder. Sie war angeschlagen und berichtete, es würde sich noch hinziehen.“

Hinziehen. Ulquiorra und hinziehen war gar nicht gut. Normalerweise machte er doch kurzen Prozess, zack und tot. Hinziehen. Was sollte sich denn hinziehen? Was zum Teufel taten die überhaupt so gefährliches, dass jemand verletzt wurde und Ulquiorra länger brauchte?

„Es ist seltsam, nicht wahr?“, Gin wand den Kopf und sah Grimmjow direkt an, „Nicht zu wissen, was andere tun.“

Grimmjow zog die Stirn in Falten, verschränkte die Arme vor dem Körper, aber erwiderte nichts. Stattdessen fuhr Gin fort: „Manchmal kann es einen rasend machen. Man wird ruhelos in seinem Innern. Es ist wirklich, wirklich seltsam, nicht zu wissen, was derjenige tut, der sonst immer in der Nähe war.“

Der Sexta Espada wand den Blick kurz zur Decke, atmete tief ein. Es stimmte schon. Er war ruhelos, jetzt, da Ulquiorra nicht hier war. Es war seltsam, nicht zu wissen, was er gerade machte, gegen wen er kämpfte, wie und ob er zurückkam.

„Ich glaube, die Bezeichnung, welche am besten dafür passt, nennt man vermissen.“, murmelte Gin leise und hatte damit wieder Grimmjows Aufmerksamkeit für sich, „Ist es nicht so?“

Der Sexta Espada wand den Blick ab, hob die Schultern ein wenig und brummte etwas unverständliches, es klang ähnlich einem „Weiß nich’“. Gin lächelte vor sich her, wartete, bis Grimmjow sich wieder an ihn wand und fragte: „Hast du schon mal jemanden vermisst?“

Er sah, wie sich die Schultern des Shinigami kurz senkten, wie er das ewigwährende Lächeln verlor und die Stimme leiser wurde: „Jede Nacht.“


Jede Nacht. Jede Nacht vermisste er jemanden. Jede Nacht ein bisschen mehr.

Grimmjow lag auf seinem Bett, den Blick zur Decke gerichtet und tief einatmend. Immer und immer wieder fielen ihm die Augenlider zu, auch wenn sein Geist nicht müde war. Er fühlte sich, als wäre er gar nicht hier. Als wäre er nicht er selbst, der hier lag.

Manchmal drifteten seine Gedanken ab, in eine unendlich weite Ferne, die stickig und neblig aussah und die ihn einzunehmen drohte. Manches um manches Mal gab er sich ihr hin und versank in einen Schlaf, der weder gute Träume noch Erholung brachte.

Jede Nacht.

Was war passiert?

Quelle Animexx
Autor: monophobie





Nichts ist perfekt auf dieser Welt.
Das mag nach einem Vorurteil klingen, aber es ist die Wahrheit.
Der gewöhnliche Mensch bewundert Perfektion und versucht diese zu erlangen.
Aus welchem Grund sollte jemand die Perfektion erlangen?
Es gibt keinen. Keinen einzigen. Nicht den winzigsten Grund.
Ich verabscheue Perfektion.
Wenn etwas perfekt ist, was bleibt einem dann noch?
Perfektion lässt keinen Raum für Träume, keinen Raum, seine Fähigkeiten und Wissen auszubauen.
               
(c) Kurotsuchi Mayuri (Bleach)

Grimmy Offline

Oko-sama


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29.03.2010 19:35
#4 RE: Eine Studie über Abschaum Antworten

Lektion Vier:

Hunden und Katzen sollte man Halsbänder anlegen.


Grimmjow schlief fest, zusammengerollt auf die Seite gedreht und in eine dünne Decke gehüllt. Es war nicht schwer, sich bei ihm einzuschleichen, unbemerkt, wenn man leise genug war. Es war wirklich nicht schwer, doch selbst ein sonst so unbekümmerter Arrancar, wie Grimmjow einer war, konnte sich sensibilisieren und er erwachte langsam, verschlafen, als er ein zähes Reiatsu in seinem Zimmer spürte. Blinzelnd wand er sich um, brauchte einen kurzen Moment um klarer im Kopf zu werden und zu realisieren, dass Ulquiorra vor seinem Bett stand und sich gerade die Uniformjacke ausgezogen hatte.

Der Sexta Espada sah auf, nicht ganz sicher ob er noch träumte, oder wach war. Er streckte den Arm langsam, fasste das weiße Handgelenk vor sich und im darauf folgenden Moment hellwach, zog er Ulquiorra zu sich hinab ins Bett.

Augenblicklich rollte Grimmjow sich über den Anderen, betrachtete ihn kurz stumm und beugte sich hinab um ihn einen sanften Kuss aufzudrücken. „Du bist wieder da.“, flüsterte er dunkel, beobachtete den unveränderten Gesichtsausdruck Ulquiorras. Er wartete nicht, bis ihm geantwortet wurde. Er umschlang den fremden Leib mit beiden Armen, drückte ihn an sich und versenkte die Haut am Hals mit den Lippen, nippte und kostete. Suchend tastete er den anderen ab, ob noch alles sich anfühlte, wie er es gewohnt war, ob er verletzt war, Kratzer oder Schrammen hatte. Er war ungestüm und hitzig in seiner Erforschung, schmeckte die sahneweiße Haut vor sich und achtete nicht auf Hände, die sich ihm entgegenstemmten und Ulquiorras Hals, der sich von ihm wand.

„Was ist mit dir?“, Ulquiorra hatte kurz Zeit, seinen Atem zu finden, hielt Grimmjows Gesicht fest, versuchte dem Blick standzuhalten, der ihn musterte, absuchte und in der Dunkelheit nichts über ihn verriet.

„Ich glaube...“, Grimmjow beugte sich langsam hinab, ließ den eigenen Körper auf Ulquiorras sinken und atmete langsam, tief, flüsterte an sein Ohr: „Ich habe dich vermisst.“

Einen kurzen Moment hielten sie beide still, es war lautlos um sie herum und erst als Ulquiorra tief einatmete, die Arme um Grimmjows Rücken schlang, kamen alle Geräusche zurück und fesselten sie an die Nacht.

„Ich bin müde.“, sagte Ulquiorra leise, als würde es das Bild, das sie darstellen, stören, wenn er es mit Worten untermalte.

„Dann schlaf.“, wurde ihm erwidert, als sich Grimmjow auf die Seite drehte und ihn an sich zog. An die warme Brust, ihn mit Armen umschlang.

Ulquiorra strich träge mit einer Hand seine Seite entlang, über die Taille zur Hüfte und kreiste dort kurz. An den Hals gemurmelt fragte er dunkel: „Schläfst du immer nackt?“

Der Sexta Espada musste kurz auflachen, nickte zustimmend, während sich Ulquiorra noch etwas dichter drückte. Grimmjow beobachtete, wie er die Augen schloss und die letzten tiefen Atemzüge nahm, bevor er einzudösen schien.


Grimmjow fragte sich, ob Ulquiorra ihn auch vermisst hatte. Zumindest ein bisschen.



Er war in seine übliche Pose verfallen, wenn er an diesem Tisch zur Versammlung Platz nahm. Da er gern möglichst weit weg von Aizen saß, hatte Grimmjow sich den hintersten Stuhl geschnappt, ihn gegenüber Ulquiorra. (Das der soweit weg von Aizen saß war schon eher verwunderlich.) Der Quarta Espada musste gerade erzählen, was er mit Halibel eigentlich gesucht hatte. Wohlgemerkt war Ulquiorra nicht der allzu gesprächigste Typ, also holte er einfach sein Auge aus der Höhle, zersplitterte es und zeigte damit den übrigen, was sie gesehen hatten.


Um ehrlich zu sein fand Grimmjow diese Technik ganz schön eklig, so nützlich sie auch war. Da redete er sich lieber den Mund fusslig, als sich das Auge selber rauszuholen. Wie hatte Ulquiorra überhaupt gemerkt, dass er das konnte? Spielte der Junge in seiner Freizeit mit seinen Augen und wartete, dass sie nachwuchsen?

Er tippte sich mit den Finger an die Wange, musterte Ulquiorra, der wieder gerade da saß und zu Aizen vor sah, der dazu etwas erklärte.

Oh, ja richtig, was war gewesen? Schon vorbei? Verdammt, er hatte nicht aufgepasst! Jetzt bloß nichts anmerken lassen.

Doch wo er sowieso schon unaufmerksam gewesen war, konnte er so doch eigentlich weitermachen, nicht wahr? Schließlich amüsierte er sich immer noch drüber, dass Ulquiorra heute die Jacke bis obenhin geschlossen hatte. Es tat ihm ja leid, aber er war nie der beherrschteste Arrancar gewesen und Ulquiorra hatte so rumgestichelt. Selber schuld, wenn dem ein Biss in den Hals folgte. Sollte er noch froh sein. Panther töteten normalerweise mit einem gezielten Biss in den Kopf, jawohl. Auch wenn er sich an Ulquiorras halben Helm wohl die Zähne ausgebissen hätte.

Grimmjow lächelte in sich hinein, triumphal, dann wand er den Kopf ein wenig und sah nach vorn. Er stockte kurz, als er bemerkte, dass Gin für einen schwachen Moment die Augen geöffnet hatte um ihn direkt anzusehen. Nur ein Wimpernschlag später, fand er wieder das gelangweilte Fuchsgesicht, abgewandt und mindestens genauso uninteressiert an all dem wie er selbst.

Was er wohl so geschaut hatte?

Langsam wand er den Blick zu Ulquiorra zurück, der Grimmjow just diesen Momentes ebenfalls anschaute. Grinsend hob der Sexta Espada die Hand ein wenig, um vor den übrigen zu verbergen, dass er mit den Lippen Worte formte: „Wollen wir danach wieder ins Bett?“

Ulquiorra entschlüsselte die stumme Botschaft, wand die Augen aber nur genervt beiseite.

So ein Spielverderber. Dummes Weinebaby.


„Das war es für heute. Ich danke euch, ihr könnt nun in eure Quartiere zurückkehren.“, Aizen hatte die Hände ausgebreitet, lächelte in die Runde, als die ersten Espada sich langsam erhoben. Grimmjow blies missmutig die Luft aus, als er sich ebenfalls langsam erhob. Die Hände in die Hosentaschen gesteckt, sah er zu Ulquiorra, der nur gemächlich aufstand.

„Grimmjow. Ulquiorra. Kommt für einen Moment noch einmal zu mir.“

Beide Espada wanden den Blick zu Aizen, gemustert von den übrigen. Sie traten nach vorn. Der Shinigami hatte sich ebenfalls erhoben, deutete zu Gin. „Ulquiorra, Gin wird dir noch zeigen, was du zu deiner Aufgabe schriftlich verfassen sollst. Bitte folge ihm.“, sagte er lächelnd, woraufhin Ulquiorra verstehend die Augen niederschlug. Grimmjow brummte missmutig etwas von „Noch mehr Arbeit.“ und verstand nicht, wie Aizen nicht verstehen konnte, dass Grimmjow diese Zeit viel besser und viel lieber mit Ulquiorra genutzt hätte. Anstatt allerdings, dass der Espada mit bösen Blicken gestraft wurde, wand Aizen sich um, ging zwei Schritte. „Komm mit mir, Grimmjow.“

Der angesprochene hatte wieder die Hände in den Hosentaschen vergraben, sah kurz zu Ulquiorra, der ohne einen Blick zurückzuwerfen ging und folgte schließlich Aizen. Sie durchquerten eine kleine Vorhalle, bevor sie in einem großen Raum ankamen, der Grimmjow an die Menschenwelt erinnerte. Nicht wegen der Ausstattung, viel eher allgemein, da es hier überhaupt so viele Dinge in so warmen Tönen gab, die in gesamt Las Noches nur vereinzelt zu finden waren. Aizen war wirklich seltsam. Wenn ihm das gefiel, warum machte er die ganze Festung nicht so? Komischer Kerl.

Der Shinigami ging gemächlich zu einem drahtigen Tisch und Stuhl, setzte sich und deutete Grimmjow den Platz ihm gegenüber zu besetzten. Was sollte das denn werden? Kaffee-Kränzchen?

„Deinen sonst vorherrschenden Zwist mit Ulquiorra scheinst du beigelegt zu haben, nicht wahr?“, Aizen verschränkte die Hände auf den überschlagenen Beinen. Grimmjow selbst nahm nie solche Posen ein. Das tat doch weh. Er saß lieber breitbeinig, die Ellenbogen darauf gestützt.

„Kann schon sein.“, brummte er dunkel, ohne zu Wissen, auf was dieses Gespräch hinauslaufen sollte. Vielleicht...?

„Obwohl ihr euch natürlich nie wirklich feindlich gegenüberstandet, nicht wahr, Grimmjow Jaegerjaquez?“, Aizen lächelte nach wie vor, sah kurz zum Fenster, „Nein, die kurzen Streitgespräche waren nun wirklich kein Grund zur Sorge. Allerdings...“ Grimmjow schluckte kurz, als die rotbraunen Augen ihn fixierten, „Was fühlst du nun für ihn?“

Hallo? Wie unfair! Wieso wurde er hier jetzt verhört? Was sollte der Bullshit? Was ging es Aizen denn an?

Grimmjow lehnte sich zurück und zuckte mit den Schultern, „Mittlerweile ist er mir eben sympathisch geworden.“ Der war doch sonst so helle. Der hat mit hundertprozentiger Sicherheit die Aufzeichnungen gesehen. Was fragte er da noch? War doch klar, dass es gegenüber Ulquiorra anders war, als zu dem übrigen Gesindel.

„Sympathisch.“, wiederholte Aizen nachdenklich, sah kurz hinter zu einer Tür. „Möchtest du Tee?“

Grimmjow verzog ein wenig die Mundwinkel. Wenn er ehrlich war; nein. Hier gab es kein Wasser und egal wie sehr Aizen die Leute hypnotisierte, Tee konnte er damit keinen erschaffen. Grimmjow wollte also gar nicht so genau wissen, was sie da eigentlich tranken. Und von wem das kam. Und wer weiß, ob das überhaupt wirklich Tee war! Er sollte mal welchen in der materiellen Welt kosten, vielleicht schmeckte das ja in Wirklichkeit ganz anders!


Er sah auf, öffnete den Mund und ließ ihn gleich offen, als er vergaß zu sprechen. In nichts weiter als einer knappen, enganliegenden Hose bekleidet trat grade Ulquiorra ein. Das Tablett vor sich hertragend, mit zwei Tassen Tee, die noch dampften. Langsam schritt er an den Tisch, begleitet von Grimmjows ungläubigen Blick und Aizens Lächeln.

Er stellte die Tassen ab, verbeugte sich kurz und sah zu dem Shinigami. Mit diesem ekelhaft schleimigen Grinsen erfasste der Ulquiorras Handgelenk, zog den hageren Espada zu sich und schließlich auf den Schoß. Grimmjow beobachtete die beiden genau. Wie Aizen eine Hand auf die weiße Hüfte legte, die andere um das Kinn schloss und mit dem Daumen über die Lippen fuhr, die sonst der Sexta Espada für sich beanspruchte. Er hatte Mühe nicht loszufauchen.

„Ja, mir ist er auch sympathisch.“, sagte Aizen lächelnd, Ulquiorra ansehend und langsam, nur langsam wand er den Kopf zu Grimmjow. Der Sexta Espada lehnte sich zurück, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und mit einem schmalen Lächeln.

Tja, du hirnamputierter Shinigami. Schon blöd, wenn man bei einer Illusion nicht alles authentisch gestaltet. Was ließ er den gefälschten Ulquiorra sich aber auch so hinsetzten, dass Grimmjow einen direkten Blick auf dessen Hals hatte? Manches mal war es doch gut, bissig zu sein.

Aizen hob die Brauen leicht, sah erst zu Ulquiorra, dann wieder zu Grimmjow: „So? Fühlst du nichts, wenn er mit mir vertaut ist?“

Grimmjow hob die Brauen und musterte den falschen Espada eingehend. „Er wird schon wissen, was er davon hat. Meinetwegen kann er das mit so vielen Leuten machen, wie er will, solang er immer dann gefügig ist, wenn ich es will.“ Der Sexta Espada beobachtete den anderen Arrancar, wie er die Augen ziemlich authentisch niederschlug und das Gesicht abwand, als wäre er sich der Schuld durchaus bewusst, aber nicht daran interessiert, sie auszumerzen. Aizens Augen fixierten Ulquiorras Lippen, er lächelte schmal und beugte sich vor um die Mundwinkel zu küssen.

Grimmjow biss sich kaum merklich auf die Zähne. Es war doch ein verdammt falsches Bild, selbst wenn er wusste, dass dieser Ulquiorra nicht echt war.

Mehr ließ er sich nicht anmerken, blieb lässig zurückgelehnt, als würde er die ausgesprochenen Worte ernst meinen.

„Du darfst nun gehen, Grimmjow.“

Aizen beobachtete, wie der Espada langsam aufstand, nickte und zur Tür schritt. Ungeachtet der Szenerie, ungeachtet dessen, was nun noch hinter sich passieren würde. Er ging hinaus, schloss die Tür und nagte kurz an der Unterlippe.

Verflucht sei dieser Shinigami!


Gin trat in den Raum während der falsche Ulquiorra sich in Luft auflöste und Aizen ruhig aufstand, Grimmjow nachsah. Die Tür war kaum ins Schloss gefallen, da fragte Gin: „Und? Was denkst du?“

Aizen wand sich dem anderen Shinigami zu, lächelte: „Kein Grund zur Besorgnis. Alle Gefühle, die Grimmjow Jaegerjaquez jemals hegen könnte, sind destruktiver Art.“

Gin trat näher, die Hände vor dem Körper verschränkt. „Bist du dir sicher?“

Das Lächeln Aizens war nicht wegzuwischen, er trat näher zu Ichimaru Gin und legte eine Hand auf die Wange, zog ihn an sich und sagte dunkel: „Das einzige, was er fühlt, sind kindische Besitzansprüche ohne Festigung in Erinnerung oder tiefen Gefühlen. Sie vertreiben sich lediglich die Zeit miteinander.“

„So ist das.“

So ist das. Angeblich.

Bist du dir sicher?


Grimmjow war durch die Hallen gehetzt, stürmte in Ulquiorras Quartier, ohne anzuklopfen, ohne Rücksicht zu nehmen. Der Quarta Espada saß an seinem Schreibtisch, über Papiere gelehnt und den Pinsel kurz stillhaltend um den Kopf zu wenden.

Grimmjow ließ die Tür hinter sich zufallen, knurrte leise und trat ein paar Schritte zu ihm. Ulquiorras Ausdruck blieb gleich, selbst als der andere Espada die Uniformjacke am Hals öffnete, sich hinab beugte und die bläulich angelaufene Bissstelle küsste.

Er atmete kurz an Ulquiorras Schulter vorbei, strich sanft über die Haut ohne etwas zu sagen, ohne sich zu erklären, bevor er den Kragen wieder schloss um von ihn zu lassen. Innerlich war er doch etwas erleichtert.


Grimmjow ließ sich auf das Sofa fallen, den Blick zu Ulquiorra und den Kopf in den Nacken lehnend. Es herrschte eine kurze Stille zwischen ihnen, bevor wieder leises Papiergeraschel verkündete, dass Ulquiorra weiter arbeitete.

„Sag mal.“, Grimmjow seufzte leise, „Wenn Aizen dich küssen würde, was würdest du tun?“

Der Quarta Espada schrieb den Satz zu ende, bevor die Finger wieder still über dem Papier ruhten.

„Wieso fragst du mich so etwas?“, erwiderte er tonlos. Eine Angewohnheit, die Grimmjow in den Wahnsinn trieb. Wieso konnte der keine normale Antwort geben, sondern immer nur Gegenfragen?

„Nur so. Sag schon.“, Grimmjow brummte, „Was würdest du tun?“

Ulquiorras Augen fixierten den anderen aus den Winkeln, dann senkte er die Lider: „Ich denke nicht, dass Aizen-sama Zeit für solch kindischen Spiele hat, wie du sie betreibst.“

Der angesprochene brummte und lehnte sich knurrend vor: „Halts Maul. Du betreibst das schließlich auch! Und außerdem...“ Er atmete tief ein, zog die Brauen zusammen, bevor er sich langsam erhob. Er hatte Ulquiorras Aufmerksamkeit für sich, als er langsam näher an den Schreibtisch trat, hinter den Hocker, auf dem der Quarta Espada saß. Er beugte sich hinab, flüsterte, damit niemand außer ihnen es hörte: „Es ist schon lang kein Spiel mehr.“

Ulquiorra senkte die Lider, legte den Pinsel beiseite. „Ich weiß.“

Langsam schlang Grimmjow die Arme um Ulquiorras Oberkörper, drückte ihn nach hinten an sich und atmete tief ein. Es war nur ein kurzer Moment, den er so verharrte, Ulquiorras Geruch einsog und sich schließlich doch wieder löste und auf den Weg hinaus begab.

Der Quarta Espada sah ihm nach, die Lippen einen Spalt geöffnet, in Versuchung etwas zu sagen, doch schließlich schluckte er die Frage hinab.

Grimmjow sah kurz vor der Tür ein letztes Mal zu ihm, lächelte schief. „Ich bin heut Abend wieder da. Ich geh mich nur eben an jemanden abreagieren.“

Ulquiorra schloss die Augen, als Grimmjow hinaus trat, die Tür schloss und die Stille wieder Einzug erhielt. Er machte sich daran den Bericht zu Ende zu verfassen.



Der fahle Mond stand hoch oben am Himmel über Las Noches, als Ulquiorra seine Kleidung fein säuberlich gefaltet vor seinem Bett auf den Stuhl legte. Er strich die Bettdecke beiseite, hörte ein leises Pfeifen und wand den Kopf ruckartig um.

Es war das erste Mal, dass er nicht bemerkt hatte, wie Grimmjow sich eingeschlichen hatte. Ulquiorra hätte nicht gedacht, dass sein Sonido und die Fähigkeit das Reiatsu zu verbergen doch so ausgeprägt waren. Der Sexta Espada saß auf der Lehne des Sofas, lächelnd, die Hände auf den Knien gestützt. Schwerfällig und von Ulquiorra beobachtet erhob er sich, trat näher.

„Du scheinst dich genug abreagiert zu haben?“, fragte der Quarta Espada, wand ihm wieder den Rücken zu um ins Bett zu steigen. Er kam nicht dazu. Grimmjow schlang von hinten die Arme um ihn, drückte den halbnackten Leib an sich und verbarg das Gesicht am weißen Hals.

„Mh.“, er brummte zustimmend, wanderte mit den Lippen kurz auf und ab, „Wusstest du das Syazel ziemlich nette Rauschmittel versteckt hält?“ Die Hände glitten tiefer, an Ulquiorras Hüfte und er begann, sie zu sanften Bewegungen zu zwingen, mit der eigenen einzustimmen um vorsichtig, in einem nicht anwesenden Takt, zu schwingen.

Ulquiorra ließ ihn, lehnte den Kopf nach hinten an die Brust.

„Katzenminze, in etwa?“, sagte er mit einem amüsierten Unterton. Grimmjow schnaubte kurz auflachend, legte die Lippen auf die Schulter und umschlang ihn fester, bestimmte den Takt ein wenig schneller. Er summte leise eine Melodie an die warme Haut, strich mit spitzen Fingern über den flachen Bauch vor sich. Ulquiorra hatte die Augen geschlossen, öffnete sie auch nicht, als Grimmjow ihn zum Bett führte und ihn setzten ließ. Der Sexta Espada musste sich noch selbst von den Socken, den Sandalen und der Jacke entledigen, bevor er sich neben den anderen hocken konnte.


Er fühlte sich von der Sonne angezogen, in der Tat, doch wenn die Nacht in Las Noches einkehrte, spürte er Sicherheit, die Dinge zu versuchen, die er sonst nur denken konnte.

In der Dunkelheit lauerte soviel, darum schließt besser schnell die Augen und bleibt ungeachtet der Spiele, bleibt ungeachtet des Lebens, dass während ihr entsteht.


Grimmjow legte die Hand auf die Wange Ulquiorras, drängte ihn zurück in das Kissen und legte ihm die Lippen auf, kostete und fühlte den anderen. Er drängte den Oberkörper an ihn, während die zweite Hand die schmale Seite abtastete.

Ulquiorra strich durch das Haar am Nackenansatz des anderen, erwiderte den Kuss und wand doch nur kurz darauf den Kopf ab um die Zähne am Hals zu versenken, biss und schmeckte. Grimmjows Hände tasteten über die schmale Brust, umrundeten das Loch zwischen den Schlüsselbeinen vorsichtig mit dem Zeigefinger.

Er mochte es, wenn Ulquiorra kurz zuckte, versuchte, sich zu beherrschen und seinen Körper unter Kontrolle zu bekommen. Erfolglos. Er rächte sich, indem er ebenso neckend mit Grimmjows Hollowloch umging, hingleitend, den Bauch entlangstreichend.

Er mochte es, wie ihre Beine sich ineinander verflochten, kreuzten, sie sich näher kamen, als man sich je sein würde und nicht die geringste Lust verspürte, diesen Umstand aufzulösen. Er mochte es, Ulquiorra unter sich zu wissen, bei sich. Er mochte es. Ihn zu fühlen, das zu fühlen, was kein anderer durfte.

Niemand durfte es. Niemand durfte ihn so haben, wie Grimmjow ihn hatte.

Dafür mochte er es viel zu sehr.


Leise seufzend verfing er sich wieder an den fremden Lippen, schloss die Augen kurz und unterdrückte ein Zittern seines Körpers, als Ulquiorras Finger viel zu lang, viel zu sanft unterhalb des Loches am Bauch entlang strich. Er krallte eine Hand kurz in das Bettlaken unter sich, hob den Kopf um Ulquiorra anzusehen. Er fragte sich, ob es der Quarta Espada absichtlich getan hatte. Er hatte doch gewusst, was beim letzten Mal passiert war, wie Grimmjows Körper reagiert hatte. Es war genau das gleiche Spiel.

Dunkel ausatmend suchte er eine Antwort in dem unberührten Ausdruck, auf dem Gesicht des anderen. Er fand keine, Ulquiorra ließ sich nicht so leicht etwas anmerken. Nicht im Gesicht, nicht mit verräterischen Merkmalen seines Körpers aber doch, durch sein Verhalten.

Der Quarta Espada schob kreisend die Finger tiefer, suchend, was er nicht kannte und störenden Stoff ein wenig beiseite schiebend.

Ungläubig verfolgte Grimmjow die Berührungen, nicht sicher, wieso sein Unterleib fürchterlich dabei zuckte und wieso seine Beine zu zittern begannen. Er atmete, die Beherrschung suchend, aus und wusste nicht, dass er sie bereits beim Eintreten in diesen Raum über Bord geworfen hatte. Er blickte in Ulquiorras Gesicht, das seines ebenso zu fixieren schien, auf Reaktionen wartete, erforschte und Schlüsse zog.

Dennoch war er überrascht, als Grimmjow sich enthusiastisch vorbeugte, sich mit dem Körper an ihn drängte und die Hand aus der Position zwang. Ulquiorra hatte sich zurückgelehnt, registrierte kaum die Schnelligkeit, mit der Grimmjow seine Hose losgeworden war und wie er sich aufsetzte, mit flinken, suchenden Fingern die weißen Beine entlang strich. Der Quarta Espada war tief in das Kissen zurückgelehnt, betrachtete den anderen vor sich, wie er die Oberschenkel in Reichweite hob und die Lippen daran ansetzte, mit Zufriedenheit spürte, dass sie ebenso zittrig waren, wie seine eigenen Beine. Schnelle Finger beseitigten den letzten Rest Stoff, der sie voneinander trennte, bevor Grimmjow die Beine wieder absetzte, sich vorbeugte und über Ulquiorra lehnte.

Sie sahen sich an, still, nur unterbrochen von ihrem Atem.

Grimmjow ergriff zögerlich Ulquiorras Hand, kreuzte die Finger mit ihm, bevor er sich hinab lehnte, das Gesicht am Hals verborgen und den Unterleib vordrängend. Er spürte wie sich ein Arm um ihn legte, sich in den Haaren verhakten und wie die Beine an seinen Seiten sich anwinkelte.

Er hatte es sich leichter vorgestellt, irgendwie. Sein Becken war begierig, seine Ungeduld wuchs und dennoch funktionierte es nicht. Er zog die Brauen zusammen, atmete tief und tastete hinab, zu Ulquiorras Steiß, hob ihn leicht an. Dunkel brummend lehnte er den Kopf vor, suchte, fand und musste dennoch verharren, da es nicht weiterging.

Gequält seufzte er an Ulquiorras Hals, die Hand ungeduldig über die Oberschenkel tastend, suchend, nach einer Lösung fahndend, die ihm allzu entfernt schien. Der Quarta Espada drückte die Hand, die seine immer noch verhakt hielt kurz, bevor er die rechte aus den Haaren befreite und zum Mund führte. Grimmjow sah ihm zu, wie er die Finger zaghaft anleckte, beugte sich vor und küsste dabei die Wange des anderen, amtete stockend dagegen und beobachtete ihn, ohne den Sinn zu verstehen. Ulquiorra hob sein Becken, ließ die Hand zwischen ihn und Grimmjow wandern und schloss kurz die Augen, wand den Kopf beiseite, um den anderen Espada nicht ansehen zu müssen. Der jedoch beobachtete die Hand, die Fingern, amtete tief und lehnte sich stürmisch nach vorn, drückte Ulquiorra einen Kuss auf, den Unterleib an ihn und verharrte zitternd, bebend, einen Moment.

Er drückte die Finger des anderen fest, kniff die Augen dunkel keuchend zusammen.

Es war verdammt warm und er spürte eine unbekannte Enge, die Nähe zu dem Körper, den er gerade mehr als alles andere begehrte. Die Ungeduld wuchs stetig, je länger er wartete, verharrte und doch konnte er sich nicht bewegen. Der Druck in seinem Inneren füllte ihn aus und ließ ihn leise an den weißen Hals keuchen.

Er merkte Ulquiorras fragenden Blick nicht. Merkte nicht, wie er kurz zuckte, als Grimmjows Becken sich unbemerkt vorschob, einen sanften ersten Takt begann und der Sexta Espada Zähne zusammenbeißend sich an ihn drückte. Er konnte sich nicht konzentrieren, die Augen waren zugekniffen, die Lippen keuchend geöffnet. Es fühlte sich gut an, zu wissen, das Ulquiorra die Arme um ihn geschlungen hatte und ihn festhielt. Es fühlte sich gut an, viel zu gut, ihm so nah zu sein.

Die Haltlosigkeit in ihm nahm mit dem Tempo zu, sein Becken schmerzte erlösungssuchend. Er krallte sich an den anderen, umschlang ihn fest, hilfesuchend und dennoch bestimmend. Er keuchte an die warme Haut, bebte und zitterte unentwegt, als er sich an ihm vorbei beugte. Warmer Atem streifte Ulquiorras Ohr, ein kurzer Hauch, eine fast erstickte Stimme die in letzter Anstrengung sagte: „Du gehörst mir. Du gehörst nur mir.“

Und er spürte die heftige Bewegung in Grimmjow, die letzten erstickten Atmungsversuche, wie er sich aufbäumte und schließlich erschöpft auf ihn sank.

Ulquiorra beobachtete, wie kraftlos der Sexta Espada auf die Seite fiel, immer noch an ihn gelehnt und versuchte den Atem zu beruhigen. Er keuchte, als wäre er um sein Leben gelaufen, die Ansätze waren verschwitzt und wenn Ulquiorra ihn an sich drückte, spürte er den rasenden Puls.

Als wäre er gerade so dem Tod entronnen.

„Ist alles in Ordnung?“, Ulquiorra strich die blauen Haare zurück, beobachtete Grimmjow, der aber nur träge zu reagieren schien. Er gab keine Antwort, stattdessen drückte er sich ein wenig dichter an den warmen Körper, blinzelte ein kurzes mal, bevor sich ein glückliches, ein zufriedenes Lächeln auf seinen Zügen ausbreitete.


Ulquiorra fragte sich, wer dieses Spiel für sich hatte entscheiden können oder ob das überhaupt noch eine Rolle spielte.

Er strich über den warmen Rücken, den noch immer leicht nachzitternden Leib entlang.

Er fürchtete, dass es bereits eine absolute Nebensache war.

Er war nicht einmal betrübt deswegen.



Er erinnerte sich nicht mehr daran, wann er das letzte Mal so lang geschlafen hatte. Selbst als er aufwachte, verspürte er nicht die Lust aufzustehen. Es war warm neben ihm, ein wenig klebrig vielleicht, aber angenehm.

Grimmjow blinzelte langsam, sah zu Ulquiorra, der an seiner Seite lag, ihn in den Armen hielt und das verirrte Haar ordnete.

„Hey.“ Seine Stimme war noch rau, er beugte sich hinauf und gab dem Quarta Espada einen kurzen Kuss. „Wie geht’s?“

Ulquiorra nickte nur träge, beendete sein Werk und lehnte sich zurück. Grimmjows Blick folgte ihm.

„Fandest du es... gut? Gestern?“, fragte er weiter, rutschte ein wenig höher und legte die Hand auf Ulquiorras Wange. Ohne einen Ausdruck sah der zurück: „Es tat weh.“

Grimmjow blinzelte leicht, die Lippen standen einen Spalt offen. „Wirklich? Schlimm?“

Ulquiorra wand den Blick zur Decke. „Es war recht unangenehm.“, erwiderte er, „Aber ich werde an so etwas nicht sterben.“

Grimmjow atmete schwerfällig aus, wand den Blick hinab. „Tut mir Leid.“, murmelte er, doch Ulquiorra legte ihm einen Finger auf die Lippen.

„Muss es nicht.“, gab er ihm zu Antwort, „Schließlich schienst du ebenso wenig Freude dabei gehabt zu haben.“

Grimmjow stützte sich auf den Ellenbogen, die Brauen gehoben. „Sah ich so aus, oder was?“

Ulquiorra nickte: „Du hast ein Gesicht gezogen, als würde man dir alle Zähne einzeln ziehen. Anschließend warst du erschöpft und kraftlos, wie nach größter Anstrengung in einem Kampf um Leben und Tod.“

Grimmjow blinzelte, den Mund geöffnet. „Aber es war gut!“, protestierte er.

„Sicher?“, Ulquiorra sah wieder zu ihm, „Eine Situation, in der du kraftlos bist, dich nicht wehren kannst und nicht einmal ansprechbar bist, findest du gut?“

Grimmjow nickte eifrig.

„Ich hätte dich mit Leichtigkeit töten können.“, erwiderte der Quarta Espada immer noch ruhig.

„Aber das hast du nicht. Und du würdest auch nicht.“, Grimmjow sah ihn fest an als er sprach, atmete tief ein. Ulquiorra antwortete nichts, sah nur kurz beiseite. „Wenigstens ging es wesentlich schneller als deine sonstigen Spiele.“, sagte er leise, die Augen schließend.

„Schneller?“, Grimmjow zog die Brauen zusammen, „Eine halbe Stunde?“

Amüsiert sah der Quarta Espada wieder zu ihm, hob die Brauen. „Fünf Minuten, Grimmjow. Wenn nicht sogar nur drei.“

Grimmjow blinzelte, brummte: „Du verarscht mich. Es war länger.“ Seine Antwort war ein amüsierter Laut, die Gewissheit, dass er Grimmjow sowieso nicht überzeugen konnte.

Ulquiorra ließ sich zurück in das Kissen sinken. Grimmjows Blick lag immer noch auf ihm, dann beugte er sich vor und schloss den Quarta Espada in die Arme.

„Es war gut.“, wiederholte er, „Ich danke dir.“.

Ulquiorra schloss die Augen. Es gab nichts zu danken. Für diesen Blick, dafür, dass jemand ihn so ansah, wie Grimmjow es getan hatte, tat er alles.

Es war ein gutes Gefühl, auch wenn er nicht wusste, wie er es nennen würde.

Es war gut. So und nicht anders.



4. End



Quelle Animexx
Autor: monophobie





Nichts ist perfekt auf dieser Welt.
Das mag nach einem Vorurteil klingen, aber es ist die Wahrheit.
Der gewöhnliche Mensch bewundert Perfektion und versucht diese zu erlangen.
Aus welchem Grund sollte jemand die Perfektion erlangen?
Es gibt keinen. Keinen einzigen. Nicht den winzigsten Grund.
Ich verabscheue Perfektion.
Wenn etwas perfekt ist, was bleibt einem dann noch?
Perfektion lässt keinen Raum für Träume, keinen Raum, seine Fähigkeiten und Wissen auszubauen.
               
(c) Kurotsuchi Mayuri (Bleach)

Grimmy Offline

Oko-sama


Beiträge: 4.982

25.04.2010 19:53
#5 RE: Eine Studie über Abschaum Antworten

Lektion Fünf:

Das Angenehme, das Schöne und das Erhabene.


Grimmjow wurde den Gedanken nicht los. Die verdammten Worte, die in seinem Hirn umher kreisten und die ihn rasend machten.

Es hatte ihm weh getan.

Wieso nur? Warum? Wie konnte etwas, dass sich für einen selbst so gut anfühlte, einen anderen Schmerzen zu fügen? War es vielleicht doch eine Art sadistischer Trieb der Menschen? Nein, es konnte nicht so sein. Es musste etwas anderes geben.

Er musste es falsch gemacht haben. Nur wie? Wann?

Er hatte ihm weh getan und würde sich am liebsten selber dafür schlagen.

Er wusste, dass es für Ulquiorra nicht schlimm gewesen war. Natürlich, er war ein Espada. Der spürte Schmerzen kaum, für ihn war das wahrscheinlich gerade mal ein unangenehmes Ziepen. Für Grimmjow jedoch war es ein Armutszeugnis. Er hatte das Gefühl auf der gesamten Streckte versagt zu haben.

Was brachte es ihm schon glücklich zu sein, wenn es Ulquiorra dabei nicht genauso ging?

... Moment, hatte er das gerade wirklich gedacht?

Ruckartig saß er kerzengerade auf dem Kissen in seinem Zimmer, zog die Brauen zusammen und hielt sich den Kopf.

Verdammt. Was war nur passiert?

„Grimmjow?“

Langsam sah der Espada auf, erblickte Gin und zog ein Gesicht, das deutlich missbilligend war.

„Was ist denn?“, fragte er seufzend, lehnte sich zurück und schien gerade wirklich keine Nerven für eine Unterhaltung oder einen Auftrag von Gin zu haben. Er legte sich den Arm über die Augen, atmete dunkel ein und aus.

Der Shinigami trat näher an die Kissen. Grimmjow spürte, wie er sich setzte, als der Stoff von dem Gewicht neben ihm ein wenig einsackte. Gin hatte die Hände verschränkt, in den langen Ärmel versteckt.

„Ich wollte dir etwas geben.“, sagte der Shinigami ruhig, wartete, bis Grimmjow den Arm hob und ihn darunter fragend anschielte. Lächelnd zog Gin ein kleines, kunstvoll verziertes Glasfläschchen aus dem Ärmel. Die zähe, gelbliche Flüssigkeit darin schwappte an den Rand, als er es Grimmjow reichte. Der nahm die Flasche, besah sie sich von allen Seiten.

„Damit kannst du es wieder gut machen.“, erklärte Gin ihm, erntete einen erneuten, ratlosen Blick von Grimmjow.

„Was gut machen?“

Der Shinigami wand den Blick lächelnd nach vorn, den Kopf gedankenverloren auf die Hand gestützt und in weite Fernen zurückdenkend. Es dauerte eine Weile, bis er sich anhielt zu antworten, leise, beinah geflüstert: „Du solltest ihm wirklich nicht weh tun.“

Grimmjow stockte kurz, dann atmete er tief ein, die Flasche zwischen zwei Fingern schüttelnd. Langsam richtete er sich auf, neben Gin und sah zu ihm rüber.

„Und wie mache ich das?“, fragte er mit einem Deut auf das Fläschchen. Gin hob amüsiert lächelnd den Zeigefinger, erklärte: „Massiere ihn!“

Ahja. Genau. Was zur Hölle? „Was ist massieren?“

Gin ließ die Schultern kurz sinken, murmelte ein „Herrje.“ Bevor er Grimmjow das Fläschchen wieder abnahm. „Reich mir deine Hand.“, forderte er ihn auf und als der Espada dem nachkam, tat er etwas von dem dickflüssigen Öl darauf.

„Verreibe es in den Händen.“ Grimmjow folgte den Anweisungen, rieb kurz, besah sich dann blinzelnd die Hände, da sie auf einmal ganz klitschig waren aber auch irgendwie geschmeidig, zart. Gin nickte ihm beschwichtigend zu. Die dünnen Hände des Shinigami legten sich in Grimmjows, er strich an der Haut entlang. Ein Umstand, den der Espada mit Skepsis entgegennahm. Er sah dem Shinigami zu, wie er die Handballen umkreiste, sanft die Haut knetete und mit den langen Fingern einfach nur entlang fuhr.

„Das ist eine Massage.“, erklärte Gin, ließ die Hände wieder von ihn, „Mach genau das auf seinem Rücken.“

Grimmjow sah seine Hand an, rieb die Fingerkuppen aneinander. Gin stellte die Flasche auf dem Tisch ab, dann erhob er sich langsam.

„Oi, Gin.“, der Espada war aufgestanden, sah zu ihm, „Wieso tust du das?“ Grimmjow schnaubte gen Boden aus. Er hatte ja schon lang gewusst, dass Gin sie beobachtete hatte. Er wusste auch, wie man sich alles zusammenreimte und dass es nicht verwunderlich war, dass er immer helfende Ratschläge von ihm bekam. Doch er wusste nicht; wieso. Wieso?

Lächelnd wand sich der Shinigami zur Antwort: „Ich mag keine traurigen Geschichten, weißt du.“

Nein, wusste er nicht. Und er verstand es auch nicht. Aber wahrscheinlich gab es auch nichts zu verstehen.

„Kannst du mir noch eine Frage beantworten?“, Grimmjow hatte den Blick abgewandt, die Hände in den Hosentaschen vergraben, „Wieso tun die Menschen das? Ich weiß, wie es sich anfühlt und alles aber... wieso? Ich verstehe es immer noch nicht ganz.“

Gin lächelte schmal, tippte sich mit einen Finger an die Lippen, als er leise antworte: „Es gibt daran nichts zu verstehen. Jeder hat einen anderen Grund, weißt du? Jeder sucht und jeder findet etwas anderes daran.“

Langsam wand sich der Shinigami ab, die Arme hinter dem Rücken verhakt, fuhr er fort: „Eigentlich dient es den Menschen um Kinder zu zeugen, aber die meisten machen es wohl nur noch aus Spaß.“

Er winkte über die Schulter, bevor er den ratlosen Espada allein zurückließ.


Nachts zu Ulquiorra zu schleichen hatte etwas Aufregendes. Er fühlte sich unbeobachtet, selbst wenn er es nicht wahr und der Nervenkitzel, unterwegs zufällig von jemand entdeckt zu werden, sich erklären zu müssen, trieb ihn oft genug an.

Doch diesmal fühlte sich Grimmjow schwerfällig und unmotiviert. Er wandelte den Gang zu Ulquiorras Quartier hinab und hätte auf halbem Weg am liebsten wieder kehrt gemacht.

Er wusste nicht, woran es lag, was ihn bremste, was seine Schritte erschwerte. Es wurde nicht besser, je näher er kam und es wurde nicht besser, je deutlicher das zähe, schwarze Reiatsu den Korridor entlang kroch, keinen deut besser, als er die Hand auf die Türklinke legte und schließlich rutschte alles, was ihn noch angetrieben hatte, in seine Hose, als er in das Zimmer eintrat und Ulquiorra sah.

Der Quarta Espada saß auf dem Bett, die Hände auf dem Schoß gefaltet und die Augen auf Grimmjow gerichtet. Er hatte ihn erwartet. Wie befürchtet.

Die Tür rastete leise ins Schloss ein, Stille durchzog den dunklen Raum und nichts-sagende Blicke trafen sich. Grimmjow blieb noch an der Tür stehen, resignierend schloss er die Augen und lehnte den Kopf zurück, glitt mit dem Rücken hinab und kam auf dem Boden zu sitzen.

Eine unglaublich schwere Last hatte sich gerade auf seinen Schultern verdoppelt.

Er wusste nicht, woran es lag.

Mühsam konnte er die Lider wieder heben, als er Ulquiorras kalte Finger an seiner Stirn spürte, wie sich der Espada vor ihn kniete und ohne ein Wort Grimmjow zur Niederlage zwang. Der Sexta Espada ergriff das Handgelenk vor ihm, küsste die Innenseite, bevor er Ulquiorra zu sich zog, in die Arme und fest an sich drückte.

„Ich wollte dir nicht weh tun.“

Die Worte kamen wie von selbst, als wäre der Ballast, den er mit sich getragen hatte, selbstständig geworden und hätte sich in Laute verformt. Doch es war nicht das, was er eigentlich hatte ausdrücken wollen. Es ging nicht darum, ihm weh zu tun oder nicht. Es drehte sich alles um dieses Gefühl, um diesen Moment, den Grimmjow erlebt und den er vor Ulquiorra versteckt gehalten hatte.

Ohne dass es je beabsichtigt gewesen war.

„Das sieht dir nicht ähnlich, Grimmjow Jaegerjaquez, König der Bestien. Das sieht dir nicht ähnlich.“

Langsam konnte Grimmjow den Kopf heben um Ulquiorra anzusehen, einen kurzen Blick einzufangen, der weder ausdruckslos, noch emotional war. Der weder verurteilte, noch leben ließ. Ein Blick, der auf einer Grenze tänzelte, die Grimmjow selbst nie erreichen würde.

Er war gebannt und ausgeliefert, folgte dem schönen Gesicht, dass wie das erste wirkte, dass er je gesehen hatte, folgte den kalten Händen, dem viel zu schmächtigen Körper, der ihn einlud und bat.

Nimm Platz.

Er tat, was man verlangte und er spürte es. Sehnsucht, wo keine sein durfte. Hatte Ulquiorra ihn schon immer so geküsst?

Er sah die geschlossenen Lider vor sich, wie in Trance, die Bewegungen und die Berührungen, den Geschmack und die Wärme. Wie im Traum; Und er erwachte daraus, nur um zu merken, dass er Realität war.

Mit einem tiefen Einatmen waren alle Gedanken weggewischt. Grimmjow war sich wieder darüber im klaren, wo er war, wer hier um Aufmerksamkeit bat, was seine Hände zu tun hatten – wie das Spiel lief.

Er war wieder da. Die Last war weg.

„Ulquiorra.“, Grimmjow atmete tief ein, drückte den Espada hinab in das Kissen und beugte sich über ihn. Endlich verstand er die Augen, wenn sie ihn so musterten, wie sie es jetzt taten.

„Wenn du willst, werde ich dich massieren.“ Mehr konnte er nicht sagen. Es war wohl die gefühlvollste Wiedergutmachung, die man je aus ihm herauskitzeln könnte.

Ulquiorras Hand wanderte Grimmjows Arm entlang, ein wenig ungeduldig vielleicht. Er war sich nicht sicher.

„Du willst was genau tun?“, fragte er nach. Ein Brummen des Sexta Espada war ihm sicher: „Dich massieren. Dreh dich... dreh dich eben einfach um, ich zeig’s dir.“

Ulquiorra blieb misstrauisch, dennoch drehte er sich auf den Bauch, den Kopf auf die verschränkten Arme gestützt und zu Grimmjow hinterlinsend. Der Sexta Espada versuchte in seiner Unwissenheit so fachmännisch wie möglich auszusehen. Er schob die Jacke nach oben, brauchte dennoch Hilfe um sie gänzlich abgestreift zu bekommen und nahm schließlich das Fläschchen, das er in der Hosentasche transportiert hatte.

„Was ist das?“, fragte Ulquiorra nach, als er sah wie Grimmjow sich die Flüssigkeit in die Hände träufelte.

Der Sexta Espada zuckte nur kurz die Schultern, erwiderte tonlos: „Es ist warm und macht glitschig.“ Mehr Skepsis überkam Ulquiorra, doch er hatte keine Zeit sie zu äußern, da er bereits den beschriebenen Effekt spürte.

Grimmjows warme, eingeölte Hände auf seinem unterkühlten Rücken. Ein Schauer und ein aufkeimendes Wohlgefallen ließen ihn verstummen. Ulquiorra schloss die Augen langsam, lehnte den Kopf weiter vor ins das Kissen und fühlte mit jeder Faser, die unbeholfenen Berührungen. Grimmjow wusste nicht, was und wie er es tun sollte. Er saß einfach neben dem Espada, die glitschigen Hände auf der Haut umher wandernd und ab und an leicht ziehend. Man konnte das vermutlich nicht einmal Massage nennen, genauso wenig Kraulen oder liebevolles Streicheln; Es war einfach der verzweifelte Versuch Zuneigung zu zeigen. Selbst wenn es keiner der beiden jemals zugegeben hätte.

Grimmjows Arme wurden von der monotonen Bewegung müde. Er ließ sich langsam auf die Seite sinken, neben Ulquiorra und die Finger nur noch mit schwachen Bewegungen auf der Haut kreisen. Der Quarta Espada sah zu ihm, die Lider bleiern schwer, sodass sie jeden Moment wieder zufallen würden.

„Woher hast du dieses Öl?“, Ulquiorras Stimme war tief und angenehm. Die Körper hatten sie einander zugewandt, die warme Hand noch auf dem erhitzten Rücken.

„Von Gin.“, brummte Grimmjow leise, schlang auch den anderen Arm um den weißen Leib vor sich. An seine Schulter hörte er so etwas wie ein leises „Tzz.“

„Hat er dir auch gesagt, wofür du es verwenden sollst?“

Grimmjow nickte, gähnte leise: „Zum massieren.“

Ulquiorra wand sich ein wenig um Grimmjow ansehen zu können. Anscheinend konnte er nicht ganz glauben, dass der gerade mit Ernsthaftigkeit geantwortet hatte.

„Seit wann bist du naiv, Grimmjow?“, Ulquiorra schien amüsiert, „Ist es das, was du wirklich denkst?“

Der Sexta Espada hatte die Augen geschlossen und sich ins Laken gewandt. Er nahm tiefe Atemzüge und es dauerte, bis er langsam und dunkel antwortete: „Nein. Aber ich will nichts anderes denken. Es ist gut so.“

Ulquiorra betrachtete ihn schweigend. Er ließ es stumm zu, wie Grimmjow sie beide in die Decke einwickelte, wie er sich in die Arme wand und das Gesicht vor der Welt versteckte. Er betrachtete ihn, lang, ohne ein Wort, wie dieser Mann sich in ihre Zweisamkeit flüchtete, sich dichter drängte, einschloss, um gefangen zu sein; Um nichts denken zu müssen. Um vergessen zu können.

Doch wenn Ulquiorra die Augen schloss und sich seine Finger in das Haar verwoben, kam ihm der Gedanke, dass er nur floh, dass er nur vergessen wollte, um sich zu erinnern.

Was für eine seltsame Fügung.


Es fühlte sich seltsam an, aufzuwachen und zu spüren wie die wirren Gedanken aus einem Traum sich mit der Realität vermischten. Ulquiorra spürte eine schwache Kälte an seinen Schultern, ein Schauer, der über seinen Rücken kroch, als wärmende Hände ihn umschlossen. Dämmernd wurde er munter, erkannte die Arme, die Lippen, die sich an seinen Hals gesetzt hatten, den Atem und den Geruch.

Träge suchten die Augen den Weg hinter und er besah sich Grimmjow, der ergeben an ihm knabberte und noch nicht mitbekommen hatte, das Ulquiorra erwacht war.

Warme Finger schlossen sich um den weißen Bauch und seufzend drückte der Sexta Espada den anderen dichter an sich.

„Was hast du?“, Ulquiorra hatte die Augen wieder halb geschlossen und den Kopf nach vorn gelegt. Er war zu müde, um sich gegen den warmen Atem zu wehren, der sich so vertraut über die Haut im Nacken abrollte.

„Du bist ja wach.“, brummte Grimmjow nur zur Antwort, verharrte kurz in seinen Bewegungen, schob den Kopf weiter vor, um Ulquiorras Gesicht mustern zu können. Mit einem schwachen Grinsen und tief einatmend verstärkte sich der Griff wieder.

Ulquiorra schnaubte belustigt, wiederholte sich: „Was hast du?“

Grimmjows Zeigefinger umrundete das Loch am Brustbein, gleichzeitig zeichnete er die feinen Linien am Bauch entlang. Er schien keine große Lust zum antworten zu haben, spürte aber deutlich, dass ihm auch keine Gegenreaktion zu Teil kommen würde, solang er sich nicht erklärte.

„Ich hab’ dich beobachtet. Beim schlafen.“, ein wohlgefallenes Lächeln breitete sich auf Grimmjows Zügen aus, als er nach vorn schnappte und schwarze Strähnen neckisch zwischen die Lippen nahm, leicht daran zog. „Du schläfst so ruhig. So überaus ruhig.“, fuhr er fort. Die Hände wanderten dabei sanft über die sahneweiße Brust, über die weichen Konturen.

„Ich kann dir nicht dabei zusehen. So lang. Es funktioniert nicht. Es geht nicht.“

Ulquiorra legte eine Hand auf Grimmjows, verwob die Finger mit denen des Espadas und stoppte ihn in seiner Bewegung, noch bevor er das Loch zwischen den Schlüsselbeinen weiter reizte.

„Warum?“, fragte er leise, aus den Augenwinkeln unter den schweren Lidern hervorsehend zu Grimmjow. Der lächelte zwischen dem Schopf hervor.

„Sonst passiert es. Ich muss dich anfassen.“, brummte er leise, schnappte wieder nach einer Strähne, „Und wenn ich es tue, passiert es erst recht.“

Ulquiorra wand den Oberkörper ein wenig mehr herum, musterte ihn erneut, „Was passiert?“

Grimmjow lächelte mit einer Mischung aus Amüsierung und Verlegenheit. Sein Finger deutete nach unten zu seiner Körpermitte. Ulquiorras Blick folgte ihm automatisch.

„Ich verstehe.“

Der Quarta Espada wand sich wieder zurück, den Blick nach vorn gerichtet an die Wand und Grimmjows Hände fahren lassend. Er spürte deutlich, die wieder aufgenommene Nähe und Grimmjows unersättliche Suche nach einer Gegenreaktion. Er merkte die Ungeduld im anderen, ein schnaubender Atmen, der nur andeutete, aber nichts aussagte.

„Willst du es?“, Ulquiorra hatte die Augen geschlossen und gab die Spannung in seinem Körper auf, gab es auf, sich einzureden, dass er eine Erlaubnis erteilen musste. Nicht für Grimmjow. Nicht für sich selbst. Er hatte aufgehört, sich einreden zu wollen, er könnte es kontrollieren. Reine Formalitäten, reine Äußerlichkeiten um den Schein zu wahren, wurden so überflüssig, wie Grimmjows Antwort.

Er kannte sie bereits. Er war darauf vorbereitet. Er hatte nichts anderes erwartet.

Er wäre enttäuscht gewesen.


Er konnte nicht verhindern, dass seine Lippen sich öffneten, als Grimmjows Zähne sich in seine Schulter versenkten und fahrige Finger am Stoff seiner Hose zerrten. Er fühlte den warmen Körper an seinem Rücken, zuckende Beine, die nicht wussten, ob sie sich verflechten wollten oder Abstand brauchten, spürte Grimmjows Atmen, die feinen Haarspitzen, die am Nacken kitzelten, Lippen, die um die empfindliche Stelle herum forsch die Haut für sich beanspruchten.

Und das rasende Herz, den schnellen Puls, der preis gab, was er fühlte und was er wollte. Rauschendes Blut, das verriet, wie schwach er gerade war. Ein Trommelschlag, immer und immer wieder und an Ulquiorra gepresst. Schneller werdend, heraufbeschwörend.

Es klopfte gegen die harte Brust und wenn Ulquiorra die Augen schloss, bildete er sich ein, es würde nur für ihn schlagen. Nur für ihn. Und nur für ihn würde es aufhören.

Wenn er die Augen schloss.

Grimmjows Körper hatte sich gekrümmt an Ulquiorras Rücken gepresst. Seufzend immer wieder gewechselt, davon ihn nur in den Armen zu halten, die Schulter zu küssen und den nackten Bauch entlang zu streichen um dann doch die Ungeduld auszudrücken, indem er die weiße Haut der Beine ertastete und die zusammengepressten Augenlider, die zuviel verratende Mimik an dem Nacken vergrub.

Ulquiorras Lider hoben sich schwerfällig, doch es reichte, um über die Schulter zu Grimmjow zu sehen, ein Einverständnis abzugeben, das sowieso schon vorgeherrscht hatte. Seine Lippen waren geöffnet und ein stummes Seufzen entkam ihm, als der Sexta Espada sich vorlehnte um ihn einen kurzen Kuss zu geben.

Mehr brauchten sie nicht.

Ulquiorras Blick deutete hinüber, zu dem Glasfläschchen, das von gestern noch dort stand. Es war diesmal an Grimmjow, es ihm angenehm zu machen.

Und die öligen Finger wanderten den schlanken Rücken hinab, über weiche Hügel und er spürte das Zucken im Körper von Ulquiorra. Er bemühte sich, beherrscht zu sein, langsam und ruhig. Er bemühte sich, die sonst so grobschlächtig arbeitenden Finger feinfühlig zu werden.

Er bemühte sich wirklich, auch wenn er in seinen Gedankengängen verging und vor Ungeduld hinwegschmolz. Grimmjow biss Halt suchend in den weißen Nacken, schnaubte dunkel und bebend dagegen. Er bemühte sich und zitterte vor Anstrengung beinah mehr als es Ulquiorra tat.

Ulquiorras Finger suchten sich Grimmjows, beruhigten sie, halfen ihm beim Vorwärtskommen. Im Grunde allerdings steigerten sie die Ungeduld nur, den Reiz und das Temperament. Grimmjow fühlte sich dilettantisch ihm gegenüber. Er wollte es besser machen, als beim ersten Mal.

Er wollte führen. Er wollte Ulquiorra verführen.

Er seufzte als die weißen Finger seine eigenen fortführten, ihn am Oberschenkel allein ließen. Er krallte sich in die Haut, zwang das Bein nach oben und seinen Unterleib dichter. Sein Griff verstärkte sich, seine Sicht verklärte und er hatte Mühe, sich zu beherrschen als erneut Wärme ihn umschloss.

Er brauchte Zeit, unheimlich viel Zeit, so kam es Grimmjow vor, die er einfach nur verharrte und an Ulquiorras Schulterblatt atmete, leise keuchte.

Er wollte sich zügeln, das wollte er wirklich, er wollte die Augen öffnen können um Ulquiorra anzusehen, um ihn mustern zu können, um zu wissen, was er tun musste und wie er es tun musste. Doch es war schwer. Es war unheimlich schwer die Gedanken in diesem Nebel aus Gefühl ordnen zu können.

Er wollte aufgeben, er wollte sich fallen lassen – doch niemals kampflos.

Grimmjow schlang beide Arme um Ulquiorras Bauch, drückte ihn an seinen Rücken und senkte die Lippen um das Hollowloch. Rein intuitiv bewegte er sich, die Lippen, die Hände und sein Becken. Die Finger wanderten unruhig, gewillt, Reaktionen heraufzubeschwören. Er dankte seinem eigenen Körper, dass er so eng mit Ulquiorra verbunden war, sensibilisiert war und das sanfte Zucken, das schwache Beben im fremden Leib bemerkte. Als die Finger vorsichtig in das Hollowloch eintauchten, umrundeten und gleichzeitig eine Hand den Weg unter dem Bauchnabel entlang tanzte, tiefer tauchte.

Grimmjow keuchte überrascht, als sich Ulquiorra zurückdrängte, ebenso darüber verwirrt, dass er sich auch angesteckt haben musste. Ein wenig verlegen, als die Hände es erfühlten und sein Körper viel zu heftig darauf zu reagieren schien.

Kurz herrschte Stille zwischen ihnen, Bewegungsunfähigkeit, als Ulquiorra aus den Augenwinkeln zu Grimmjow sah. Verstört über die plötzliche Reaktion seiner selbst, unsicher, aufgrund des Kontrollverlustes, den er über sich herkriechend spürte.

Er wusste noch nicht, wie sehr es sich steigern würde.

Es gab keinen Halt mehr für Grimmjow. Der Punkt der Gleichheit war erreicht, zumindest für diesen Moment, diesen kostbaren Augenblick Die unruhigen Hände, das ungeduldige Becken hatte endlich den Freiraum, die wirkliche, die eigene Erlaubnis, fortzufahren, forsch zu werden, zu fordern und zu begehren. Grimmjow war endlich in der Lage, zurückzugeben.

Selbst wenn er nie damit gerechnet hatte, solch eine Reaktion von Ulquiorra heraufzubeschwören.

Jegliches Gefühl für Zeit und Raum war verschwunden. Man hätte ihn fragen können, wer er war und er hätte es nicht gewusst. Es herrschte nur noch das „jetzt“ und das „zwischen ihnen“. Ein Takt, warme Haut und dunkler Atem. Ulquiorras Lippen, die ergeben bebten, als er den Kopf zurückwarf, mit geschlossenen Augen und einem unterdrücktem Wimmern.

Die weißen Hände, die schwarzen Nägel, suchten vergebens im Laken nach Halt. Er konnte ihn nicht finden, nicht jetzt, wo die Berührungen und die Bewegungen von Grimmjow viel zu präsent waren.

Ulquiorra fand nichts mehr, er fand sich selbst nicht mehr. Es war wie weggefegt. Alles. Und es kümmerte ihn nicht. Es war ihm gleich, wie sehr seine Hände und Beine zitterten. Es spielte längst keine Rolle mehr, ob er leise seufzte oder ob sein Unterleib bebte.

Es fühlte sich gut an, den Hals offen darbietend, Schwachstellen zugebend, sich an Grimmjow zu pressen. Er bemerkte nicht einmal dessen Blick, der auf ihm ruhte.

Er verdeckte Ulquiorra, er ließ es nicht zu, dass jemand anderes, außer ihm, dieses Gesicht, diesen Ausdruck darauf sah. Es gehörte ihm. Nur ihm. Grimmjow war schuld daran, er hatte es beschworen. Nun gehörte es ihm. Es war sein Gesicht, es war sein Ausdruck und er würde nicht zulassen, dass jemand anderes Ulquiorra so sah. Niemals.

Tief beugte er sich über den Espada, dunkles Keuchen dass aufeinander traf, verworrene Blicke, die sich durch den Schleier der Situation nicht fassen konnten. Doch er fand die Lippen und er spürte den Körper, er merkte das heftige Beben und Zittern.

Ulquiorra hatte die Finger in Grimmjows verhakt, festgekrallt, als sich sein Leib im letzten Widerstand bäumte, zusammenzog und zuckte. Das heftige Schaudern erfasste auch Grimmjow, riss ihn mit fort und zwang die letzte Beherrschung in die Knie.

Es war vorüber, alles was von ihrer Tat blieb, war der warme Atem, die erhitzen Körper – zu schwach um sich zu lösen und im Nachklang noch vereint.


Grimmjows Arme waren um Ulquiorras Bauch geschlungen, er hielt ihn an sich gedrückt, das Gesicht an der Schulter und heftig dagegen atmend. Sein Herz wollte sich nicht beruhigen.

Der weiße Leib vor ihm war fast vollständig ruhig, nur ab und zu zitterte er kurz auf, drängte sich kaum merklich hinter an ihn und presste die Lider im Puls zusammen.

Beinah hätte Grimmjow gedacht, Ulquiorra hätte vollends die Beherrschung wieder erlangt, da tastete der Quarta Espada nach seinen Fingern, drückte sie an sich, erst schwach, dann stärker, dann ging ein kontinuierliches Zittern durch den Leib.

„Wieso, Grimmjow, sag mir, wieso schlägt es?“

Grimmjow hatte die Augen geöffnet, atmete dunkel an die Haut vor ihm aus und kreiste knapp mit den Fingerkuppen, bemerkte, dass seine Hand über Ulquiorras Herz ruhte.

Wieso schlug es? Wieso schlug es so schnell?

„Wir sollten kein Herz haben.“, flüsterte Ulquiorra leise, die Augen geschlossen, „Wir sind Hollows. Wir sollten keine Herzen haben. Das Loch in unserem Körper wird uns ewig daran erinnern. Doch wir haben Herzen. Ich habe ein Herz. Wieso tut es weh? Wieso kann ich fühlen?“

Grimmjow griff langsam um, er schloss die schmalen weißen Hände in seine eigenen, drückte sie sanft, ruhte mit ihnen auf der Haut und zwang sie zur Beruhigung.

„Ein Hollow wird geboren aus einer menschlichen Seele, die im Unreinen mit ihren Gefühlen war.“, erklärte er ruhig, mit dunkler Stimme und leise an das Ohr des anderen, „Ein Hollow, eine Seele. Ein Menos, hundert Seelen. Adjuchas, Vasto Lorde, Arrancar...Wie viele Seelen sind das? Wie viele? Wie viele ungeklärte Gefühle müssen in uns sein, von diesen Menschen?“

Grimmjows Finger wanderte langsam ein Stück höher, er tippte sanft an das Loch in Ulquiorras Brustbein, bevor er die Augen schloss.

„Hätten wir nie gefühlt, hätten wir nie etwas vermisst. Doch ich habe schon immer, egal, was ich getan habe, etwas gebraucht. Ich wusste nicht, was es war, ich habe gedacht, ich könnte es verdrängen, es ausfüllen, indem ich andere konsumiere.“

Er drückte Ulquiorra an sich, atmete leise gegen die warme Haut.

„Ich habe mich geirrt, fürchte ich. In Wirklichkeit habe ich nur etwas vermisst, weil ich es vergessen habe und mich nicht erinnern konnte.“ Er drückte sanft Ulquiorras Hand.

„Doch in diesen kurzen Momenten, die wir allein waren, hatte ich das Gefühl, einen Teil meiner Erinnerungen wiederzuerlangen. Ich erinnere mich an die Wärme und an...“

„Den Frühling.“

Grimmjow blinzelte langsam, als Ulquiorra auf einmal das Wort ergriffen hatte. Er hob den Kopf ein wenig, blickte über die Schulter in das entspannte Gesicht des Espada, der ihre Hände verschränkt hielt.

„Ich habe mich an den Frühling erinnert. An den Geruch und die Farben der Blüten und den Wind, die Sonne, die den letzten Schnee tauen ließ. Wenn ich bei dir bin, dann sehe ich das alles wieder und ich wünsche mir zu sterben.“

Langsam öffnete Ulquiorra die Augen, sah gerade aus.

„Ich wünsche mir zu sterben, weil ich weiß, dass ich auch das irgendwann vergessen werde. Weil ich vergessen werde, wie es sich angefühlt hat und dieses verräterische Herz, das unter meiner Brust schlägt, wird mein Armutszeugnis sein. Jeder Schlag ein neuer Verrat an mir selbst. Jeder Schlag. Bis ich auch diesen nicht mehr spüre und dahinvegetiere, weil das große Vergessen in der Ewigkeit, mich sogar vergessen lassen wird, das es überhaupt Gefühle gab.

Ob sie glücklich waren oder boshaft.

Ob es die kalte Nacht ist, die ich ertrage oder der Frühling, der nur noch geht und nicht mehr kommt.“

Es war kalt um sie herum, die falsche Sonne wärmte nicht. Das Blut, das in ihren Adern floss, war pures Eis. Es gab kein Yang zu diesem Yin.

Nur zwischen ihnen, wenn Grimmjow Ulquiorra in den Armen hielt, so wie er es jetzt tat, wenn er die Lippen verzweifelt an ihn senkte, das Gesicht vor der Wahrheit verbarg, herrschte eine Illusion, so stark, dass sie Realität wurde. So stark, dass sie es schaffte, zwei erdolchte Herzen im Einklang schlagen zu lassen.

Dieses dumme Spiel der Menschen.

War es passiert?

So ist das.

Man konnte sich sicher sein.

Diese Menschen.





„Hum, weißt du, Gin hat gemeint, Menschen machen das, um Kinder zu zeugen.“ Grimmjow lag halb auf Ulquiorras Bauch, halb auf den Oberschenkeln. Er brummte gegen die Haut vor sich, malte kleine Kreise mit dem Zeigefinger um den Nabel und blinzelte zu Ulquiorra hoch.

„Kinder?“, Ulquiorras Hand lag ruhig in Grimmjows Nacken, die Spitzen zwischen den Fingern verwoben. Es ziepte ein wenig, als der Sexta Espada nickte.

„Ich will kein Kind haben.“, meinte Ulquiorra schlicht, sah hinab, zu seinem Bauch. Grimmjow folgte dem Blick.

„Nicht?“

„Nein.“

Grimmjow brummte erneut, gähnte dann leicht und schloss die Augen halb.

„Dann frag ich Gin, wie es geht, dass du kein Kind bekommst oder wie man es wegmacht, oder so.“

Er schmiegte den Kopf dichter an, atmete den vertrauten Geruch und brummte zufrieden, als kalte Hände ihn für sich einnahmen.

Und die Gedanken abdrifteten, weg von dieser Welt, in eine ganz menschliche, ihre eigene. Weit weit weg.

Verliere nur nicht den Schlüssel.


End

Quelle Animexx
Autor: monophobie





Nichts ist perfekt auf dieser Welt.
Das mag nach einem Vorurteil klingen, aber es ist die Wahrheit.
Der gewöhnliche Mensch bewundert Perfektion und versucht diese zu erlangen.
Aus welchem Grund sollte jemand die Perfektion erlangen?
Es gibt keinen. Keinen einzigen. Nicht den winzigsten Grund.
Ich verabscheue Perfektion.
Wenn etwas perfekt ist, was bleibt einem dann noch?
Perfektion lässt keinen Raum für Träume, keinen Raum, seine Fähigkeiten und Wissen auszubauen.
               
(c) Kurotsuchi Mayuri (Bleach)

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